Polfilter in der Landschaftsfotografie

Jeder kennt das Problem: Es ist ein sonniger Tag und dennoch, was eigentlich grüner Wald oder blauer Himmel wäre, ist flau und wirkt irgendwie verwaschen und ausgebleicht. Schuld daran sind die physikalischen Phänomene Reflexion und Streuung.

Reflexion von Licht tritt nicht nur am Spiegel oder an glatten Glas- bzw. Wasserflächen auf, sondern an jeder glatten Oberfläche und somit auch an den Blättern der Bäume oder an einem Grashalm. Wird aber auf dem grünen Blatt das weiße Tageslicht reflektiert, so wird die grüne Farbe des Blattes aufgehellt oder gar gänzlich überstrahlt. In der Folge wirkt es ausgebleicht.

Blick vom Bodanrück über Freudental zum Säntismassiv. In der Bildmitte rechts ist ein Stück vom Untersee zu erkennen.

Während bei normalem Tageslicht alle Schwingungseben vorkommen, ist es zum Glück nun so, dass reflektiertes Licht nur in einer Ebene schwingt. Es ist polarisiert. Deshalb ist es möglich diesen polarisierten Anteil mit einem Polfilter auszufiltern. Dadurch bekommt das Blatt wieder seine Farbe zurück.

Auch bei der Streuung von Licht in der Atmosphäre kommt es zur Polarisation. Hier ist der physikalische Zusammenhang wesentlich komplizierter, doch der Effekt ist derselbe. Durch Ausfiltern des polarisierten Lichtes bekommt der Himmel seine blaue Farbe zurück und der Dunst klärt sich etwas auf.

Während die erste Aufnahme ohne Filter gemacht wurde, kam bei der zweiten ein Polfilter zum Einsatz.

Auch das nachfolgende Bild wurde mit Polfilter aufgenommen. Dadurch wurden die Farben insgesamt kräftiger, die Wolken hoben sich besser vom Himmel ab und der Blick unter die Wasserlinie ist insbesondere im Vordergrund nahezu uneingeschränkt möglich.

Fazit: Ein Polarisationsfilter minimiert Reflexe, sättigt die Farben und klärt den Dunst. Er hat deshalb in der Landschaftsfotografie seinen festen Platz.

Der Einsatz eines Polarisationsfilters in der Landschaftsfotografie ist in manchen Szenarien sehr zu empfehlen. Dennoch sollte man mit Gefühl damit umgehen. Dies betrifft insbesondere zwei Situationen:

1) Da die Polarisation in der Atmosphäre vom Winkel abhängt, kann es bei Superweitwinkeln am Himmel zu unschönen Farbverläufen kommen.

2) Wer über sonnigen Schneelandschaften den Polfilter zu sehr zudreht, bekommt einen Himmel , der wie Tinte aussieht oder gar ins Schwarz absäuft.

Praxistipp: Beim Kauf eines Polfilters unbedingt auf eine dünne Schraubfassung achten, da es sonst bei Weitwinkeln zur Abschattung in den Bildecken kommen kann. Aus demselben Grund nicht mehrere Schraubfilter übereinander schrauben! Den besten Polfilter gibt es bei B+W, aber auch Filter von Hoya sind gut. Ein Vergleichstest findest Du hier.


12 Gedanken zu “Polfilter in der Landschaftsfotografie

  1. Hallo Horst, danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ich persönlich nutze Polfilter bei Landschaften mit Himmel erst ab 35mm Brennweite aufwärts. Darunter habe ich in der Nachbearbeitung zu große Mühe, den unnatürlichen Farbverlauf im Himmel wieder heraus zu operieren, da der Bildwinkel so groß ist und der Himmel auf der einen Seite zu dunkel und gegenüber zu hell ist. Viele Grüße aus München, Jürgen.

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    1. Hallo Jürgen, herzlichen Dank für Deine Erfahrungen. Wenn ich mit kürzeren Brennweiten arbeite prüfe ich immer nach, ob das Resultat verwertbar ist. Im Zweifel mache ich ein Bild mit und eines ohne Filter.
      Ein schönes Wochenende, Horst

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  2. Danke Dir für diese Anleitung. Irgendwie fehlt mir da beim physikalisch Verständnis ein Stück, ich setze den Polfilter kaum ein, aber in Bezug auf die Reduzierung von Wasserspiegelungen ist das aber wirklich ein sehr hilfreiches Teil. 👍

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  3. Vielen Dank für diesen Beitrag. Diese Erinnerung war für mich nötig, mein Polfilter schlummert seit vielen Jahren in der Schublade 🙈 . Dein Tipp für die Marke ist für mich goldwert, denn ich brauche einen neuen (mit meinen 55 mm komme ich nicht mehr weiter)
    Liebe Grüße, Brigitte

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    1. Liebe Brigitte,
      in meinem Fotoclub habe ich gerade einen umfangreichen Vortrag zur Landschaftsfotografie gehalten. Da dachte ich, dass einige Themen auch von allgemeinem Interesse sein könnten. Deshalb dieser Beitrag. Da es offensichtlich Interesse an solchen Themen gibt, werde ich in den nächsten Wochen noch das eine oder andere veröffentlichen.
      Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und
      liebe Grüße, Horst

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  4. Lieber Horst,

    leider besitze ich immer noch keine digitale Spiegelreflexkamera. In früheren Jahren hatte ich beim Fotografieren mit meinen beiden analogen Canon-Kameras leider keinen solchen Polfilter, was rückblickend sicherlich ein Fehler war, wenn ich jetzt diese Fotos von Dir mir anschaue.
    Durch Deinen Einsatz eines solchen Polfilters erstrahlen die Wiesenflächen jetzt in einem tollen Hellgrün – und nicht nur das tiefe Blau des Seewassers trägt zu einer weitaus besseren Bildqualität bei, sondern auch die klareren Farbstrukturen im Bereich des Bildhintergrunds (Gebirge und Wolkenformation).

    Man lernt nie aus …

    Liebe Grüße
    Albrecht

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