Vom Süden kommend ist Bodö ein guter Ausgangspunkt, um die Lofoten zu bereisen, denn von hier legt mehrmals täglich die Fähre nach Moskenes auf den Lofoten ab. Zwar sind die Preise, insbesondere in der Hauptsaison, nicht ganz billig, aber im Gegenzug spart man rund 600 km Fahrstrecke. Für alle, die seefest sind und gerne 12 Stunden auf dem Wasser verbringen wollen, gibt es außer der direkten Linie (ca. 3 Std.) auch eine lange Variante über die Inseln Väröy und Röst. Diese Strecke wird staatlich subventioniert und hätte uns lediglich 25 € gekostet. Wegen einer Sturmwarnung haben wir uns jedoch im letzten Moment umentschieden.
Bodö liegt nördlich des Polarkreises. Mit seinen rund 43000 Einwohnern ist Bodö die zweitgrößte Stadt Nordnorwegens und das Verwaltungszentrum der Provinz Nordland. Die noch junge Stadt wurde erst 1837 gegründet. Als deutscher Staatsbürger sollte man wissen, dass die Stadt bei einem deutschen Luftangriff 1940 weitgehend zerstört wurde.
Sieht man mal vom Jacht- und Fischereihafen ab, so ist Bodö auch heute noch keine Stadt mit Atmosphäre. Zwar werden seit etlichen Jahren Versuche unternommen, dies zu ändern, sehr erfolgreich war man dabei aber für meinen Geschmack nicht. So wurde 2014 die Stadtbibliothek eröffnet, deren monumentale Eingangsfront vom Jachthafen aus das Stadtbild prägt. Zusammen mit dem dahinter liegenden Konzerthaus markiert das im gleichen Baustil gehaltene Ensemble die Haupteinkaufsmeile der Stadt. Man spürt, dass man die Stadt architektonisch und kulturell voranbringen möchte. Hierzu passt auch, dass Bodö 2024, als erste nördlich des Polarkreises gelegene Stadt, europäische Kulturhauptstadt werden soll.
Oben: Blick vom Jachthafen auf das Stadtzentrum mit Bibliothek.
Unten: Die sehr nüchterne Fassade der Bibliothek und die Passage durch das Einkaufszentrum in der Fußgängerzone.
Die „Waterfront“ Bodös kann sich inzwischen sehen lassen. Vom Deck einer auslaufenden Lofotenfähre hat man den nachfolgenden Ausblick.
In der Geografie spricht man häufig von der Lofotenwand, wenn man die Wirkung der bis zu tausend Meter aus dem Meer aufragenden Lofotenberge beschreiben möchte. Genau dieser Eindruck wurde uns vermittelt, als wir uns bei bedecktem Himmel der Inselgruppe näherten. Erst auf kurze Distanz gewann diese „Wand“ Struktur und gab den Blick auf Moskenes frei.
In Moskenes ereilte uns dann der erste Realitätsschock dieser Reise. Was sich in Bodö an der Fähre bereits angedeutet hatte, wurde in Moskenes Realität: Trotz Vorsaison wurden die Lofoten förmlich überrannt. Das machte sich hier in der Südwestecke, dem Ende der Inselwelt, besonders bemerkbar, denn hier liegen mit Reine und Hamnöy die touristischen Aushängeschilder der Lofoten. Da sich Siedlungsraum und Straße (E10) aber auf den wenigen schmalen Flächen zwischen Meer und Bergen zusammendrängen, wird es schnell eng. Mit Wehmut erinnerte ich mich an die leeren Straßen, als ich hier im Februar 2019 unterwegs war. Nach wenigen „Pflichtfotos“ zogen wir weiter, um diesem Massenauflauf zu entkommen.
Oben: Moskenes. Die Möwen nutzen jeden Sims und jede Nische zum Nisten.
Unten: Der Blick vom Reinehalsen auf Reine.
Blick auf Hamnöy.
Stockfisch und die Lofoten gehören zusammen. Nichts verkörpert die alte, romantisierte Lebensweise der Fischer auf den Lofoten mehr, als dieses Produkt. Nachfolgend Trockengestelle bei Reine.
Nur wenige Kilometer nördlich von Hamnöy zweigt eine Stichstraße von der E10 zum Fischerdörfchen Sund ab. Kurz vor dem Ort passiert man eine kleine Firma, die Stockfisch exportiert. Der gerade erntereife Stockfisch wird hier nach Qualität sortiert und versandfertig auf Paletten gestapelt.
Wie bereits in meinen Beiträgen von 2019 ausgeführt geht Stockfisch hoher Qualität nach Italien, Portugal und Spanien. Schlechte Qualität und die Fischköpfe gehen nach Afrika.
Und wieder einmal verblüffte es uns, wie sehr sich die Touristenströme von Prospekten leiten lassen. Offensichtlich verirren sich nur wenige Touristen in dieses nette, für Lofoten-Verhältnisse noch recht ursprüngliche Fischerdörfchen.
Und noch einen weiteren Ort möchte ich vorstellen: Wer kurz vor Ramberg dem Wegweiser Fredwang folgt, gelangt zum Sandbotnen. Vom Ende der Straße, bei der Häuseransammlung Ytresand, genießt man diesen herrlichen Blick über die fast schon magisch wirkende Bucht. Ein Ausblick, der sich nahezu bei jedem Wetter lohnt.
Am Ende eines langen Tages checkten wir im Campingplatz in Ramberg ein. Die exklusive Lage an einem herrlichen Sandstrand lässt sich der Platzbesitzer gut bezahlen. Die unzureichende Ausstattung des Campingplatzes war gerade im Ausbau begriffen. Die nachfolgende Aufnahme entstand gegen 23 Uhr im vollen Gegenlicht.