Novembermorgen am Albtrauf

Am Sonntagmorgen sammelte ich Fotomotive am Albtrauf. Kurz nach 7 Uhr, gerade noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang, erreichte ich den ersten Fotospot. Meine Hoffnung erfüllte sich, ein Mast der Überlandleitung ragte aus dem Nebelmeer heraus. Zum Sonnenaufgang wechselte ich die Talseite, um den streifenden Lichteinfall entlang der Traufhänge optimal ins Bild zu bekommen. Danach tauchte ich in die Nebelsuppe ab. Dort hätte ich mich in den Streuobstwiesen noch stundenlang austoben können, doch um 9:30 Uhr beendete ich meinen fotografischen Ausflug und machte mich mit klatschnassen Füßen auf den Heimweg. Ein gemütliches Frühstück in der Wärme rundete den gelungenen Start in den Tag ab. Sonntag!

Val Müstair

Auf der SS41 ist man von Glurns im Vinschgau nach wenigen Kilometern im Schweizer Münstertal (Val Müstair). Gleich hinter der Grenze trifft man in Santa Maria auf ein besonderes kulturelles Highlight, das Benediktinerinnenkloster St. Johann, das seit 1983 auf der Liste des UNESCO Weltkuturerbes steht.

Am Eingang des Friedhofes steht die zweistöckige Heiligkreuzkapelle (unten) deren Holzdecke die älteste Europas sein soll. Blendnischen und der kleeblattförmige Chor sind weitere bauliche Besonderheiten. Hinter der Klosterkirche steht der um 960 errichtete Wohnturm (oben).

Hauptatraktion ist jedoch die ab 775 erbaute Klosterkirche aus der Karolingerzeit. Sie wurde 1492 umgebaut und erhielt dabei ein spätgotisches Netzgewölbe. Erst 1947 wurden die übertünchten Fresken aus der Karolingerzeit wiederentdeckt. Obwohl diese durch die Umbaumaßnahmen zum Teil verdeckt wurden, zählen Fresken und Kirchenbau zu den bedeutendsten Zeugnisse der Karolingischen Renaissance. Die Klosterkirche gilt als Stiftung Karls des Großen, dessen Skulptur an prominenter Stelle zwischen Haupt- und Nebenapsis den Kirchenraum überblickt. Das Kloster, das ein Jahr nach der Eroberung der Lombardei gegründet wurde, diente dem Kaiser als Stützpunkt und zur Kontrolle der Handelswege.

Über den Ofenpass erreicht man Zernez im Engadin. Birken und Lärchen hatten hier bereits ihr Herbstkleid angelegt.

Doch am schönsten leuchteten die Lärchenwälder im Tal der Susasca, das hinauf zum Flüelapass führt. Diese Region mit dem frei im Kiesbett mäandrierenden Fluss wäre einmal einen längeren Aufenthalt wert.

Dies war der letzte Beitrag zu unserer Tour durchs herbstliche Südtirol 2022. Künftig stehen also wieder andere Themen im Vordergrund.

Vinschgau

Der Vinschgau gehört zu Südtirol und erstreckt sich zwischen Meran und Reschenpass.

Bei der Anfahrt aus nordöstlicher Richtung bieten das Penser Joch und der Jaufenpass herrliche Lärchenbestände bis zur Baumgrenze. Das oberhalb von Meran gelegene „Dorf Tirol“ ist von Obstplantagen und Weinbergen umgeben, die sich die Berghänge hinaufziehen bis an die Waldränder.

Schloss Kastelbell in Tschars: Das Schloss wurde vor 1200 erbaut. Die Gründer gehörten zum welfischen Adelsgeschlecht, dem ältesten Europas, dessen Abstammung sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Aus dieser Dynastie erwuchsen die Herzöge von Bayern und Sachsen, die Könige von Hannover, Großbritanniens und Irlands. Derzeitiges Oberhaupt der Welfen ist Ernst Heinrich von Hannover.

Glurns ist mit knapp eintausend Einwohnern die kleinste Stadt Südtirols und die einzige im Vinschgau. Das ist erwähnenswert, doch was dieses Städtchen einmalig macht, ist die innerhalb einer vollständig erhaltenen Stadtmauer prächtig restaurierte mittelalterliche Altstadt. Wegen seiner Lage an der Gabelung der Handelswege über den Reschenpass nach Österreich und über den Ofenpass in die heutige Schweiz wurde der Ausbau Glurns von den Tiroler Landesfürsten befördert. 1291 erhielt Glurns Markt- und bald darauf Stadtrecht. Dem steilen wirtschaftlichen Aufstieg folgte im 16. Jahrhundert der Niedergang, da sich die Handelswege änderten. Schlussendlich verdanken wir jedoch diesem Umstand, dass Glurns die Zeit vom Mittelalter bis in die 1970er Jahre verschlafen hat und wir diese mittelalterliche Hinterlassenschaft heute noch bewundern können.

Blick durchs Schludernser Tor entlang der Florastraße und zurück. Die drei Stadttore, die den Zugang zum Städtchen gewähren, bilden die Richtungen der Handelswege ab, die sich einst am Glurnser Stadtplatz gegabelt haben. Noch heute folgt man ins Münstertal und weiter zum Ofenpass diesen alten Straßen durch den mittelalterlichen Stadtkern. Von der Höhenbegrenzung am Stadttor auf 2,90 m darf man sich nicht abschrecken lassen, mittig angefahren ist die lichte Höhe deutlich größer.

Oben: Laubengasse und alte Mühle.

Der Stadtplatz ist nach wie vor das Stadtzentrum mit dem historischen Hotel „Grüner Baum“. Laubengasse und Stadtplatz lassen auch heute noch den einstigen Wohlstand erahnen. Unten sind die historisch gerahmten Fenster bemerkenswert.

Hinter Glurns weitet sich der Blick talaufwärts in Richtung Reschenpass. Wein- und Obstbau prägen auch im Vinschgau das Landschaftsbild.