Stavanger

Wie immer, wenn wir eine für uns neue Stadt bereisen, sind wir erwartungsvoll gespannt und offen, doch in Stavanger sprang der Funke nicht über. Dabei spricht vieles für diese Stadt. Vielleicht ware es einfach nicht unser Tag. Natürlich haben wir auch viel Positives wahrgenommen, doch unterm Strich blieb, die City funktioniert nach denselben Regeln wie jede andere Stadt. Vielleicht war es auch nur diese ernüchternde Erkenntnis, dass die Mechanismen überall dieselben sind, nur die Hüllen oder die Fassaden hinter denen das Spiel läuft, sind von Ort zu Ort verschieden.

Doch zurück zur Sache: Stavanger hat eine ausgesprochen tolle Lage. Das Stadtgebiet erstreckt sich über eine dem Festland vorgelagert Halbinsel und zahlreiche weitere Inseln, die über die Bybrua und ein gewaltiges Tunnelsystem untereinander verbunden sind. Hinter der Bybrua blickt man auf die Berge der Ryfylke-Region.

Das alte Stadtzentrum erstreckt sich entlang der Hafenanlagen und den „Berg“ hinauf bis zum Dom. Hier finden sich auch die alten Holzhäuser, Lagerhäuser und Kontore. Das gesamte Areal steht unter Denkmalschutz, so dass in diesem Bereich eine Stadtentwicklung praktisch nicht möglich ist. Die Nutzung der alten Speicher beschränkt sich deshalb im Wesentlichen auf Kneipen, Bars, Läden und Museen. Die alten Lagerhäuser sind meist sauber renoviert. Fassaden wie die von Johann Johnsen springen natürlich besonders ins Auge. In abgelegeneren Straßenzügen, wo die Häuser die gewünschten Mieterträge offensichtlich nicht abwerfen, gibt es durchaus auch Leerstand. Dann ist nur die Vorderfront gerichtet, oder die Gebäude gammeln komplett vor sich hin.

Mit der Entdeckung des Erdöls vor der Küste Südnorwegens begann Stavangers steiler Aufstieg. Heute ist Stavanger die europäische Hauptstadt für Öl und Energie und Norwegens absolute Boomtown. In der Folge hat sich Stavanger zu einer der teuersten Städte weltweit entwickelt. Kein Wunder also, dass man dem Erdöl ein eigenes Museum gewidmet hat. Die Idee, den Museumsbau einer Bohrinsel nachzuempfunden, ist genial. Jedenfalls setzt dieses hoch moderne, halb im Hafenbecken stehende Bauwerk einen absoluten Kontrapunkt zu den alten Holzhäusern. Dass dieses Gebäude völlig beziehungslos zu seiner Umgebung in der Landschaft steht, passt zur Ölindustrie, die Stavanger mit voller Wucht umgekrempelt und Norwegen zu einem der reichsten Länder der Welt gemacht hat. (Stand 2019 nimmt Norwegen auf der Hitliste der reichsten Länder der Welt hinter den europäischen Staaten Luxemburg und Irland den 7. Platz ein. Deutschland ist auf Rang 19 zu finden.)

Zur Krönung des Tages genehmigten wir uns ein Mittagessen in einem Fischlokal. Das Essen, – einfach genial!

Halbinsel Lista

Zwischen Lyngdal und Flekkefjord schiebt sich die Halbinsel Lista hinaus in die Nordsee. Da es hier fast alle typisch norwegischen Landschaftsformen geben soll, wird diese Halbinsel auch „Klein Norwegen“ genannt. Dies allein war für uns Grund genug, den Abstecher hinaus in die Nordsee zu machen. Und siehe da, wir entdeckten noch ganz andere Dinge.

Gleich in Lyngdal stießen wir auf eine ganze Flotte außergewöhnlicher Schiffe, die hier offensichtlich schon länger gut vertäut vor Anker lagen. Wir spekulierten wild, um was für Schiffe es sich handen könnte, doch wirklich schlau wurden wir nicht. Doch Google sei Dank, nach Eingabe des Schiffsnamens und des Heimathafens wurden wir auf der Seite „Vesselfinder“ – unglaublich was es alles gibt – fündig. Es handelte sich um „Autofähren“, mit denen neue Fahrzeuge der Hersteller (z. B. VW oder Toyota) zwischen den Märkten verschoben werden. Die Schiffe gehören alle der Firma Wallenius Wilhelmsen Logistics, die auf Autotransporte speziallisiert ist und durch den coronabedingten Produktionsstopp in der Autoindustrie offensichtlich keine Transportaufträge mehr erhielt. Das schwedische Unternehmen fand hier im norwegischen Lyngdal wohl einen besonders günstigen Ankerplatz.

Nur wenige Kilometer weiter, bei Farsund, entdeckten wir diese Flotte. Wegen der speziellen Ausprägung des Bugs, die uns an Eisbrecher erinnerte, dachten wir zuerst an eine Fischfabrik, die in arktischen Gewässern im Trüben fischen sollte, doch weit gefehlt! Bei der ganzen Flotte, zu der auch die Schiffe rechts gehörten, handelt es sich um Spezialschiffe zur Erkundung des Meeresgrundes. Auf gut norwegisch, es geht um Erdöl. Mit diesen Spezialschiffen wird der Meeresboden durch seismische Untersuchungen auf Erdöllagerstätten abgeklopft. Vor der Küste Südnorwegens war diese Flotte ja lange Zeit gut beschäftigt.

Unser eigentliches Ziel war das kleine Hafendorf Loshavn am Eingang des Lyngdalfjords. Das heutige Ferienparadies war während des Napoleonkrieges 1807-1814 zu Wohlstand gekommen, denn die Bewohner des kleinen Außenhafens erhielten die Erlaubnis, englische Schiffe zu kapern.

Loshavn zeigt beispielhaft die Zweischneidigkeit all dieser Ferienorte. Gut ist, dass die alten Häuser durch die Nutzung als Feriendomizil erhalten und gepflegt werden. Doch außerhalb der Saison (die endet hier bereits am 15. August) sind diese Orte wie ausgestorben.

Gleich um die Ecke gingen wir für den Rest des Tages vor Anker. An diesem herrlichen Sandstrand konnten wir nicht widerstehen und wagten uns ins maximal 14 Grad „warme“ Wasser.

Lindesnes Fyr

23. August 2020

Unser nächstes Etappenziel war Lindesnes Fyr, das Südkap Norwegens. Endlich, nach 44 Jahren, haben wir damit die Durchquerung Norwegens vom Nord- bis zum Südkap geschafft. Der Rekord für diese Strecke (mehr als 2500 km auf der Straße) liegt zu Fuß bei 42 Tagen.

Auf dem Weg hinaus zum Südkap passierten wir zahlreiche bunte Ortschaften, die fast ausnahmslos als Wochenend- und Ferienhaussiedlung genutzt werden. Diese Aufnahme ist bei Furuholmen entstanden.

Am Südkap angekommen, herrschte auch hier der nun seit zwei Tagen andauernde böige Sturm, der aus Südwest zwar warme Luftmassen heranführte, aber das Fotografieren sehr erschwerte. Mit Stativ zu arbeiten war praktisch unmöglich, doch ohne war es auch nicht viel besser, da man auf den Klippen genug zu tun hatte, um einen sicheren Stand zu halten.

Lindesnes Fyr ist das erste Leuchtfeuer Norwegens. Bereits 1655 wurde hier das erste Feuer entzündet, um die Seefahrt durch diese gefährliche Küstenregion sicherer zu machen. Auch die Deutsche Wehrmacht legte hier im 2. Weltkrieg umfangreiche Stellungen an, um die Einfahrt zum Skagerrak zu kontrollieren. Beim Betrachten derartiger Bunker- und Grabenanlagen holt mich die deutsche Geschichte immer wieder in unangenehmer Weise ein.

Vom Leuchtturm aus hat man einen fantastischen Blick über die Schärenküste und auf einem markierten Küstenwanderweg kann man die Umgebung erkunden.

Doch erst wenn es dunkel wird, entfaltet ein Leuchtturm seine ganze Strahlkraft.

Mandal

21. und 22. August 2020

Von Kristiansand aus fuhren wir entlang der Südküste westwärts. Unser erstes Ziel war Mandal, die südlichste Stadt Norwegens, die den Norwegern als Sommerfrische und Seebad dient. Der Blick vom Aussichtspunkt Uranienborg zeigt die tolle Lage der Stadt, die sich im Mündungsbereich der Marna zur Schärenküste hin öffnet.

Mandal verfügt mit dem Sjösanden über einen herrlichen Sandstrand und bietet natürlich Möglichkeiten für nahezu alle Wassersportarten. Entlang der Marna gibt es kein Haus ohne Bootsanleger.

Bekannt ist Mandal auch für die größte Holzkirche Norwegens (die war leider zur Renovierung vollständig eingehüllt) und seine schmucken alten Holzhäuser.

Beim Besuch im schnuckeligen Zentrum, das zum Bummeln einlädt, realisierten wir, dass tatsächlich stimmt, was wir gelesen aber nicht geglaubt hatten, dass Mitte August die Saison bereits vorbei ist. So hatten die Museen bereits geschlossen.

Doch das Buen Kulturhus machte in Verbindung mit der elegant geschwungenen Fußgängerbrücke, welche die Verbindung zur Altstadt herstellt, auch geschlossen eine gute Figur.

Auf nach Norwegen

20. August 2020

… dass sich selbst Stofftiere vor der Hitzewelle in Deutschland auf der Flucht in den hohen Norden befinden. Wir trafen die schwäbischen Biker ganz im Norden Dänemarks, fast schon am Skagerak. Dort gehen von der Hafenstadt Hirtshals aus zahlreiche Fähren nach Norwegen. Wir setzten auf der kürzeste Route nach Kristiansand über.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist img_0488.jpg.

Zwei Reedereien werben hier um die Fahrgäste. Die Fjordline verfügt derzeit mit einer Überfahrtsdauer von 2:15 Stunden über die schnellste Verbindung. Was für eine Entwicklung. Als wir 1976 auf dieser Route unterwegs waren, betrug die Fahrzeit noch 6 Stunden. Doch leider fiel diese Schnellfähre aus, so dass wir auf das langsamere Schiff der Color Line zurückgreifen mussten. So kamen wir erst um Mitternacht in Kristiansand an.

Mit einer großen Autofähre zu reisen, ist immer ein spannendes Erlebnis. In welch kurzer Zeit sich die LKW- und PKW-Schlangen aus dem Bauch des Schiffes winden ist erstaunlich. Für den reibungslosen Ablauf sorgt an zentraler Stelle ein Dompteur, der die Verkehrsströme lenkt. Und dann endlich ist man selbst dran, den riesigen Rumpf erneut zu füllen.

Nicht zu übersehen war, dass – „dank Corona“ – nur ein Bruchteil der sonst üblichen Touristen unterwegs war. Die Bars an Bord blieben geschlossen. So hatten wir Platz zum Liegen und dazuhin unsere Ruhe.

Weitere Beiträge über unsere Reise durch Südnorwegen werde ich in loser Folge veröffentlichen. Wohin genau und wie lange die Reise geht, bleibt Wind und Wetter vorbehalten.

Pano 2, Tromsö

Blick vom Storstein über Tromsö. Gut zu erkennen ist die Tromsöbrücke, sie verbindet die Hauptinsel mit dem Festland.

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