verlassen, verfallen, verfault

Es gibt sie  – überall, die „lost places“.

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Der verlassene Bahnhof von Garub, Namibia

Der Hauch der Vergänglichkeit berührt, kündigt er doch von längst vergangenen Schicksalsschlägen, Strukturkrisen, Zerstörungen oder gar tödlichen Ereignissen.

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Verlassene Häuser, wie hier in Bluff, finden sich in Neuseeland fast überall.

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Der Vergänglichkeit menschlichen Tuns begegnet einem jedoch nicht nur in verlassenen Gemäuern und ausrangierten Geräten, …

fahrbarer Bohrturm, Namibia

… vielmehr ist der Verfall der ständige Begleiter des Lebens.

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Das ist es, was berührt, irritiert und manchmal auch schockiert.

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Die Vergänglichkeit hat ihre eigene Ästhetik.

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Porträts in sw

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Der Spieler, Hong Kong 2017

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Der Veteran, Portsmouth 2015

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Der Alte, Istanbul 2015

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Der Chauffeur, Salisbury 2015

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Der Bildhungrige, Istanbul 2015

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Der Haka-Tänzer, Rotorua 2017

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Der Überzeugte, Melbourne 2017

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Der Gelassene, Melbourne 2017

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Die Verschleierte, Istanbul 2015

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Der Bauer, Huahine 2017

 

Weitere SW-Projekte: Workshop Streetfotografie , Tasmanien: Cradle Mountains , Neuseeland: Dunedin , Tasmanien: Lake Gorden – Lake Padder

Tasmanien: Cradle Mountains

Das schlechte Wetter in den Cradle Mountains und angrenzenden Gebieten generierte gute Stimmungen für SW-Aufnahmen.

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Boardwalks erschließen die Hochmoore und begrenzen die Umweltschäden der Wanderer.

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Blick auf den Dove Lake. Bei starkem Regen, fotografieren unter erschwerten Bedingungen.

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Dove Lake Boatshed mit Blick auf die Cradle Mountains hinterm Regenschleier.

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Weiter im Süden, nahe Lake Pedder, Hochmoorlandschaft in der Sentinel Range.

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Bewässerungsanlage nahe Sheffield.

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Noch immer beeindruckend! Die riesigen, einzeln stehenden Eukalyptusbäume sind stumme Zeugen des einstigen Regenwalds, doch die Tage dieser Mahnmale sind gezählt.

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Mehr Infos zu den Cradle Mountains: Tasmanien 1

Mehr Infos zu Tasmanien: Tasmanien 2

Weitere SW-Projekte: Tasmanien: Lake Gorden – Lake Padder, Dunedin Neuseeland

Tasmanien: Lake Gorden – Lake Pedder

Durch den Bau von drei Staudämmen wurde der bestehende Lake Pedder in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre in einen Stausee umgewandelt. Mit einer Fläche von 242 km^2 und 2,9 km^3 Volumen ist er der größte Frischwasserspeicher Australiens.

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Im Verbund mit dem benachbarten Lake Gorden ist dadurch ein riesiges Stauseengebiet zur Stromerzeugung entstanden.

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Im Fels unterhalb des Gordenstaudamms befindet sich die Gorden-Pedder-Powerstation, das größte Wasserkraftwerk Australiens. Es erzielt bei einer nutzbaren Höhendifferenz von 80 m eine Leistung von 432 MW.

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Gegen das Projekt formierte sich von Anfang an entschiedener Widerstand. Dieser löste Mitte der 60er Jahre sogar weltweite Proteste aus, da der Lake Pedder in einem Nationalpark lag. Heute befindet sich das Gebiet inmitten der Tasmanian Wilderness World Heritage Area, dem größten Schutzgebiet Tasmaniens.

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Die Abgeschiedenheit dieser nur spärlich erschlossene Region ist ein Ziel für Angler und versierte Wildniswanderer, die ohne markierte Wege auskommen.

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Weitere Berichte zu Tasmanien siehe: Tasmanien 1, Tasmanien 2

Weitere SW-Projekte: Tasmanien: Cradle Mountains, Neuseeland: Dunedin

Tasmanien 2

Am Montag,  20. Februar, erreichten wir bei St. Helens die Ostküste  Tasmaniens. Die kurvenreiche Straße wand sich über weite Strecken durch bewaldetes Hügelland . Der unübersichtliche Straßenverlauf forderte unter den Waldtieren einen entsprechend hohen Blutzoll – „roadkill“, wie es die Australier nennen. Nicht selten sahen wir auf 100 m zwischen 3 und 6 Kängurus platt auf der Straße kleben und auch den einzigen Tasmanischen Teufel, den wir zu Gesicht bekamen, sahen wir nur zweidimensionale.

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In den flacheren Regionen musste der Regenwald schon vor Generationen den Viehzüchtern und Farmern weichen. Wo Bewässerung möglich ist, wird Gemüse angebaut, sonst werden Obst, Wein  oder Hopfen kultiviert, also so, wie bei uns am Bodensee, oder?  😉  . Überall findet man als schweigende Zeugen des einstigen Regenwaldes, einzelne, besonders stattliche Eukalyptusbäume verloren in der Landschaft stehen. Schön für den Fotografen – schlecht für den Wald.

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In St. Helens fuhren wir zuerst hinaus in die Burns Bay. Für Rose und Herbert gab es da kein Halten mehr. Bei Wassertemperaturen zwischen 14 und 16 Grad musste das erste Bad im Südpazifik her.

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Von nun an jagte ein Highlight das andere. Als nächstes stand ein Besuch der Peron Dünen, einer ausgedehnten Dünenlandschaft, auf dem Programm.

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Als wir dann unser Glück noch in der Binalong Bay versuchten, war der Bogen überspannt. Binnen weniger Minuten waren wir durch und durch nass. Selbst der Foto meckerte.

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Doch spätestens nach Sichtung der Pelikane war der Regen wieder vergessen.

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Am Dienstag nahmen wir die Garden Route mit der berühmten Bay of Fire unter die Lupe.

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Auf dem Rückweg warfen wir noch einen Blick in eine Austernfarm. Dort wurde gerade der „Fang“ in Säcke verpackt. Eine Gruppe Motorradfahrer ließ sich die fangfrischen Tierchen gleich an Ort und Stelle auf der Satteltasche schmecken.

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Am Dienstag 21. Februar, erreichten wir Coles, das Eingangstor zum Freycinet National Park mit der Weinglas Bay. Hier hatten wir uns für Mittwoch eine Wanderung vorgenommen und das Wetter versprach diesmal beste Bedingungen.

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Die Tour führte uns auf gut begangenem Steig durch den Wald hinauf auf einen Bergsattel zum Weinglas Bay Lookout. und anschließend wieder steil hinab zur Bay. Wer den Weg hinab auf sich nimmt, der wird von einem herrlichen Anblick belohnt, sobald er aus dem Wald heraus in das weite Rund der Bay tritt.

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Der weitere Weg führte uns auf einem schmalen Pfad über eine flache Landzunge hinüber zur Hazzard Bay, einem traumhaften, langgezogenen Sandstrand, der von hohen Dünen gesichert wird. Diesem weitläufigen Strand entlang erfolgte der erste Teil des Rückweges.

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Bei einer kurzen Rast machten wir Bekanntschaft mit einem kleinen Känguru, das auf den ersten Blick eher als Osterhase hätte durchgehen können.

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Eigentlich hat man zu diesem Zeitpunkt mit der Wanderung zufrieden abgeschlossen und erwartet keine weiteren Highlights mehr, doch dann stolpert man am Ende der Hazzard Bay über so eine kleine Bucht und reibt sich die Augen, weil man diesen fast nicht traut. Der rosafarbene Granit, eine Besonderheit der ganzen Region, bildet zusammen mit dem Orange der Algen und den Blau- und Türkistönen des Wassers ein überwältigendes Farbenspiel.

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Der Weg zurück zum Parkplatz ging dann über Stock und Stein und bot immer wieder herrliche Ausblicke. Der Wind hatte deutlich aufgefrischt und den Wellen Schaumkronen aufgesetzt.

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Als Zugabe drehten wir dann noch eine kleine Schleife um den Leuchtturm. Eine Tour, die sich alleine schon wegen des genialen Boardwalks lohnt.

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Als sich Rose dann am Ende auf dem Parkplatz auch noch mit einem Känguru anfreunden durfte, war das Glück komplett.

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Und trotzdem fehlte noch ein Abschluss. In Coles tranken wir noch einen späten Kaffee und blickten in der Abendsonne über die Coles Bay hinüber zu den Hazzards (so heißen die Berge) und gingen mit dem Auge nochmals unsere Tour nach.

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Als wir am Donnerstag, 23. Februar, in Hobart ankamen, hatte sich der Kreis geschlossen. Das weiterhin gute Wetter nutzten wir für eine Fahrt auf den Mt. Wellingten, Der Hausberg von Hobart bietet eine phantastische Aussicht auf die Stadt, die man sich bei derart guten Bedingungen wirklich nicht entgehen lassen sollte.

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Am Freitag 24. Februar ging unser Abstecher nach Tasmanien endgültig zu Ende. 10 intensive Tage hinterließen viele bleibende Eindrücke, die erst noch verdaut werden müssen. Herbert und Gudrun flogen zurück nach Sydney und wir nahmen den Weg über Melbourne nach Christchurch, dem Ausgangspunkt für unsere nächste Etappe.

Zu Tasmanien siehe auch: Tasmanien: Lake Gorden – Lake Padder

Tasmanien 1

Dienstag, 14. Februar 2017

Die Rückgabe unseres Mietwagens klappte wie am Schnürchen, so dass wir wenig später bereits am Schalter der Virgin Australia standen, um unser Gepäck aufzugeben. Es war gerade mal 10 Uhr, als wir uns auf den Weg in Richtung Gate machten. Die Freude war groß, als gegen 11 Uhr mein Bruder Herbert mit seiner Frau Gudrun aus Sydney kommend am Gate zu uns stießen. Sie wollten mit uns nach Tasmanien fliegen, um uns in den nächsten Tagen die Schönheiten dieser Insel näher zu bringen.

Es dauerte keine zwei Stunden, bis der Pilot die Maschine in Hobart sicher aufsetzte. Der Ärger bei der Autovermietung war bald vergessen, als wir in Salamanca, einem kleinen Viertel nahe dem Hafen durch Galerien und Läden schlenderten. Wir waren vom hohen künstlerischen Niveau der präsentierten Werke überrascht. Vieles traf unseren Geschmack, so dass wir durchaus das eine oder andere Prachtstück hätten mitnehmen können, doch das hat unsere Reisekasse leider nicht zugelassen. So blieb es beim Einkauf von Lebensmitteln für die nächsten Tage.

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Gudrun, Rose und Herbert in Salamanca, Hobart

Mittwoch 15. Februar 2017

Heute ging es von Hobart aus nach Osten in die Berge. Fruchtbare Gegenden mit Obst-, Beeren- und Gemüseanbau wechselten mit Gebieten, in denen Weidewirtschaft vorherrschte. Schließlich erreichten wir die Region noch intakter Regenwälder. Vor dem Eintreffen der Europäer, war der größte Teil Tasmaniens von Regenwald bedeckt.

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Eine kleine Wanderung durch den Regenwald, der hier mit riesigen Baumfarnen aufwartet, führte uns zum Horseshoe Fall (siehe oben).

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Auf dem „Creepy Crawly Nature Trail“ war der Name Programm. Zumindest stellenweise kam man ums Krabbeln nicht herum. Der kurze Boardwalk machte riesig Spaß. Am späten Nachmittag erreichten wir unser Tagesziel, Lake Pedder. (Siehe auch Tasmanien: Lake Gorden – Lake Padder )

Am anderen Tag hatte sich das Wetter verschlechtert. Als sich die Wetterlage am Nachmittag beruhigte, unternahmen wir eine Wanderung auf die Twelftree Ridge. Von diesem Bergrücken aus eröffnete sich ein herrlicher Ausblick über die Seelandschaft.

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Freitag, 17. Februar 2017

Heute hatten wir die größte Etappe vor uns. Der Weg führte über den Lake St. Clair und Queenstown ins Candle Valley. Doch das Wetter verschlechterte sich zusehends. Obwohl es in Queenstown in Strömen regnete, war dem Minenstädtchen anzumerken, dass es seine besten Tage längst hinter sich hat. Das „Stadtzentrum“ hätte für jeden Western als Kulisse dienen können und verdeutlichte, dass dem „Goldrausch“ stets der Verfall folgt, gleichgültig in welcher Ecke der Welt sich das Schürfen nach Bodenschätzen abspielt.

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Für Kaffee und Kuchen wurde uns das äußerlich unscheinbare Cafe Serenade empfohlen. Der Apfelkuchen war wirklich spitze, doch unsere Aufmerksamkeit wurde von den Wänden hinterm Tresen in Anspruch genommen. Dort hingen Plattenhüllen der 50er, 60er und 70er Jahre und die Wirtin erzählte gerne von ihrer Leidenschaft. Die Musikbox mit Plattensammlung hatte inzwischen den Weg aus dem Cafe in ihre Wohnung gefunden. Während die Wirtin erzählte, flackerte in ihren Augen ein kurzes Feuer auf, das erahnen lies, dass auch sie – wie die Stadt – schon bessere Tage gesehen hatte. Was blieb – war eine sonderbare Leere. Als wir gingen, winkte sie uns noch durch die Glastür nach, als wollte sie den Moment gemeinsamer Erinnerung festhalten.

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Als wir am Cradle Mountain ankamen, war es winterlich kalt geworden.

Freitag, 18. Februar 2017

Heute war Roses Geburtstag. Bevor sie sich aus dem Bett gekämpft hatte, hatte ich ihr einen Geburtstagstisch gerichtet. Neben den Geschenken gab es eine Kerze, die ein Geburtstagsständchen spielte. Diese hatte ich in Queenstown ausgegraben. Am Abend gingen wir dann im Mountain Hotel groß zum Essen. Doch bis dahin war noch viel Zeit. Trotz des schlechten Wetters fuhren wir mit dem Shuttle zum Dove Lake. Die anvisierte Wanderung mussten wir jedoch nach kurzer Zeit abbrechen, da es in Strömen regnete.

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Als sich am Nachmittag sogar die Sonne hervor wagte, unternahmen wir noch eine kleine Wanderung in der näheren Umgebung.

Dabei entdeckten wir ein Wallaby

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und einen Wombat, der sich durch nichts und niemanden beim Fressen aus der Ruhe bringen lies.

Am Sonntag, 19. Februar 2017 brachen wir dann auf in Richtung Westküste und bezogen für eine Nacht in Launceston Quartier. Auf der Fahrt eröffnete sich noch manch schöner Ausblick auf den Cradle Mountain.

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Melbourne

Bevor ich mit unserem Reisebericht fortfahre, möchte ich mich bei allen bekannten und unbekannten Lesern unserer Homepage ganz herzlich bedanken für die überwältigende Resonanz. Eure Rückmeldungen und Wünsche kommen alle an und wir freuen uns natürlich, wenn uns am anderen „Ende“ der Welt Grüße aus der Heimat erreichen. Dies gilt insbesondere auch für die Geburtstagsgrüße an Rose. Zugleich möchte ich um Verständnis bitten, dass wir in aller Regel auf Kommentare nicht antworten, da bereits das Anfertigen der Reiseberichte ganz ordentlich Zeit in Anspruch nimmt.

Doch nun zu unserer letzten Station auf dem australischen Kontinent, Melbourne.

 

Sonntag 12. bis Dienstag 14.02.2017

In keiner anderen australischen Stadt sind die europäischen Wurzeln so präsent wie in Melbourne. Alte Bausubstanz und moderne Hochhausarchitektur stoßen mitunter hart aufeinander und formen dennoch ein beeindruckendes Gesamtbild, dessen besonderer Reiz gerade aus der Vereinigung des scheinbar Widersprüchlichen erwächst.

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Dieser Wille zur Integration, der im baulichen Erscheinungsbild offenkundig wird, spiegelt sich in den Gesichtern der Menschen in den Straßen wieder.

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Die expandierende Boomtown Melbourn ist nirgendwo besser zu erfassen als in den Docklands, wo ein ganzes Vorstadtviertel neu konzipiert wurde. Dass moderne Hochhausarchitektur und anspruchsvolles Design kein Widerspruch sein müssen, wird hier, wie auch entlang des Yarra River, bravourös verdeutlicht.

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Beispielhaft ist auch Melbourne´s Nahverkehrskonzept, das über das größte Straßenbahnnetz weltweit verfügt. Im Bereich der City ist dabei die Fahrt mit der Tram kostenfrei. Eine tolle Sache für Einheimische wie Touristen.

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Hier bei der kostenfreien Stadtrundfahrt mit der historischen Tram.

Wilsons Promontory

Freitag , 10.02.2017

Der Tag fing schon gut an. Kaum, dass wir unser Hotel verlassen hatten, lief uns auch schon ein Ameisenigel über den Weg.

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In Wonthaggi, einem für diese Region typischen Städtchen, deckten wir uns mit Lebensmitteln ein, denn die nächsten beiden Tage hatten wir uns auf dem flachen Land privat eingemietet mit „shared kitchen“.  Die Lebensmittel waren mitzubringen.

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Entlang der Küste folgte Beach auf Beach. Hohe Dünen, ungeheuer breite, feinsandige Strände und fast keine Menschen.  Die Nachfolgenden Bilder zeigen die Venus Bay.

Gegen Abend erreichten wir unser Quartier Promclose Cottage. Anne und Margret – unsere Gastgeberinnen – empfingen uns mit Offenheit und spürbarer Herzlichkeit. Bei einer Tasse Kaffee in der Sonne vor dem Haus kamen wir uns schnell näher. Es dauerte nicht lange bis Rose aufgeregt die Entdeckung einer Schlange meldete. Ein Prachtexemplar der hochgiftigen Tigerotter passierte keine 2 m von unserem Tisch entfernt den Fußweg zum Haus und machte es sich im angrenzenden Beet bequem. Dies wurde von unseren Gastgeberinnen unaufgeregt kommentiert: „Die Tigerotter kommt fast täglich zur selben Zeit hier vorbei.“ Nachdem ich die Kamera aus dem Auto geholt hatte und mich vorsichtig der Schlange näherte, ergriff diese sofort die Flucht. Nichts war´s mit dem Passbild.

Nach diesem kleinen australischen Abenteuer wurden wir ins Haus eingeführt. Unser erster Eindruck, dass Anne und Margret eine absolut alternative Lebensweise pflegen, bestätigte sich auch im Haus. Das Notwendige war vorhanden und für Überflüssiges gab es keinen Platz. Ein Zimmer und das Bad wurde uns für die zwei Tage zur Verfügung gestellt.

Am anderen Morgen trafen wir die beiden in der Küche beim Frühstück. Im nahegelegenen Flecken Fish Creek bestritten sie heute eine Veranstaltung für ein kommunales Gartenprojekt. Bei einem Arbeitseinsatz sollten für den ökologischen Anbau auf gemeindeeigenem Gelände neue Mitglieder angeworben werden. Margret war hier offensichtlich die treibende Kraft. In der Ortschaft unterhielt sie eine kleine Käserei, deren Produkte lokal verkauft wurden. Als wir gingen, blieb das Haus offen. Kein Problem.

Eine unserer ersten Anlaufstellen im Wilsons Promontory Nationalpark war die Whisky Bay mit ihren spektakulären Granitbouldern.

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Doch auch alle anderen Buchten, die wir aufsuchten, waren einfach herrlich. Hier der Blick auf die Picnic Bay.

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Am Nachmittag unternahmen wir als Kontrastprogramm noch eine Wanderung zu Millers Landing. Von hier aus eröffnet sich der Blick auf ein riesiges Inlet. Als südlichstes Ausbreitungsgebiet für Mangroven bildet es ein einzigartiges Paradies für Wasser- und Zugvögel. Der Weg führt durch ein Gebiet mit typisch australischer Vegetation. Banksien und Grasbäume dominieren das Landschaftsbild.

Zum Abschluss gingen wir auf einem kurzen Wildlife Walk noch auf Beobachtungstour. Immerhin stießen wir auf Kängurus, die hier in einem Forschungsprogramm überwacht werden, um die Einflussfaktoren auf die Population einer Gruppe zu erforschen.

Bereits am Samstag Abend klang so etwas wie Abschied an. Margret zeigte mir ihre mit ungeheurer wissenschaftlicher Akribie betriebene Regenwurmzucht zur Bodenverbesserung. Gegen später, wir hatten uns bereits in unser Zimmer zurückgezogen, wurden wir noch zu einer „Knabberrunde“ eingeladen. Margret spendete ihren besten Käse, dazu gab es frische Tomaten, Gurken und Salat aus eigenem Anbau. Gesprochen wurde über Familiäres, sowie Gott und die Welt. Selbst der amerikanische Chaot wurde nicht ausgespart.

Am Sonntag Morgen begleitete uns Margret bis Fish Creek, zeigte uns ihr kommunales Gartenprojekt und brachte uns noch zur Galerie von Celia Rosser. Celia, inzwischen 83 Jahre alt, saß im Cafe ihrer Galerie und erzählte uns mit viel Humor den einen oder anderen Schwank aus ihrem Leben. In Australien hat sie sich als Künstlerin mit ihren detaillegetreuen Arbeiten zur australischen Pflanzenwelt, insbesondere der Banksien, einen Namen gemacht. Selbst die Queen kam anlässlich eines Australienbesuches bei ihr vorbei. Nach einem letzten herzlichen Abschied machten wir uns auf den Weg nach Melbourne, wo ein ganz normales Stadthotel auf uns wartete.