Es ist nicht alles Käse!

Von Amsterdam aus folgten wir unseren Jugenderinnerungen in den Norden nach Volendam. Noch in den 70ern war Volendam ein beschauliches Fischerdorf, wir wollten sehen, was daraus geworden ist. Hier die Zusammenfassung:

  • Für das Auge waren die Waffeln in der Auslage des Verkaufswagens am Hafen das Highlight.

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  • Das Beste für´s Herz waren die frisch restaurierten Holzrümpfe von zwei alten Lastenseglern, die untätig im Hafen vor sich hin dümpelten. Saubere Arbeit!

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  • Für die Erinnerung blieb die Silhouette der Hafeneinfahrt.

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Vom Rest waren wir völlig bedient. Der Hafenbereich ist zu einer einzigen Fressmeile verkommen. Wir nahmen Reißaus.

Unsere nächste Station war das Freilichtmuseum in Zaanse Schans. Es zeigt das Dorfleben im 17. Jahrhundert. Touristisch ist dies natürlich auch ein absoluter Kristallisationspunkt, aber lohnend. Wie üblich in einem Freilichtmuseum sind alte Häuser und Produktionsstätten von Handwerkern zu sehen. Ein Einblick in die Käseproduktion nebst Verkostung und Einkaufsmöglichkeit darf in Holland natürlich ebenso wenig fehlen …

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… wie die Windmühlen mit ihren ganz unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten. Von der Senf-, über die Ölmühle, bis zur Sägerei ist hier alles zu sehen.

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Alkmaar, das Zentrum Nord-Hollands, war eines unserer nächsten Ziele und zwar ein absolut lohnendes. Bereits 1532 hat man um dieses Städtchen herum die ersten Polder Hollands trocken gelegt. Als 1573 die Spanier Alkmaar belagerten, wurden diese durch Flutung der Polder zum Abzug gezwungen. Dieser Sieg wird auch heute noch jährlich am 8. Oktober gefeiert. Bekannt ist Alkmaar jedoch für seinen Käsemarkt.

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Seit 1365 findet in der Stadt auf dem Waagplein ein Käsemarkt statt. Von April bis September wird hier jeweils am Freitag, von 10 bis 12 Uhr, der Käse gehandelt. Wer aber von dieser folkloristischen Veranstaltung etwas sehen möchte, sollte früher da sein, sonst sind die aussichtsreichen Plätze entlang der Absperrung bereits besetzt.

Ab 7 Uhr werden bis zu 2200 Laibe Gouda (30000 kg) angeliefert und in langen Reihen auf dem Waagplein „gesetzt“. Der Käse stammt aus den Käsefabriken Campina und Cono. Die Abwicklung des Marktes ist Sache der „Kaasdrager“ einer seit 1593 bestehenden Gilde aus 30 Männern und einem Käsevater als Oberhaupt. Die Gilde ist in vier Körperschaften (Vemen) unterteilt, die sich durch ihre Farben (rot, grün, blau und gelb) unterscheiden.

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Ist der Käse verkauft, stapelt der „Setzer“ jeweils 8 Laibe auf eine Trage. Dann kann das Spektakel beginnen. Die „Kaasdrager“ eilen mit ihrer Fracht in einem besonderen Schritt zur Kaaswaag, einem wuchtigen Gebäude, dem man den einstigen Kirchenbau auch heute noch ansieht.

Nachdem der Käse gewogen, notiert und abgestempelt ist, wird er auf die andere Seite des Marktes getragen, wo hölzerne Karren zum Abtransport bereitstehen. So kommt für die Kaasdrager einiges an Strecke zusammen. Um die sportliche Leistung der Träger einschätzen zu können muss man wissen, dass eine beladene Trage ca. 130 kg auf die Waage bringt.

Innerhalb von zwei Stunden muss der gesamte Käse verkauft und abgeräumt sein, damit der Platz wieder benutzt werden kann. Dennoch bleibt selbst für die Träger Zeit für einen Schwatz.

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Die Käsmädchen, die auf dem Markt in Erscheinung treten, sind eine neuere Erfindung des Niederländischen Büros für Molkereiprodukte. Seit 1961 wird mit „Frau Antje aus Holland“ auch in Deutschland Werbung gemacht.

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Während der Käse heute mit dem LKW an- und abgefahren wird, erinnern einige Akteure daran, dass der Käse in früheren Zeiten mit Booten über die Grachten transportiert werden musste.

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Alkmaar verfügt über eine sehr schöne Altstadt, für die man sich unbedingt etwas Zeit nehmen sollte. Die Hauptgracht weist exakt auf die Kaaswaag und begrenzt auf einer Seite den Waagplein, der sich auf dem Foto von der Kaaswaag nach rechts erstreckt.

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Alte herrschaftliche Häuser, enge Gassen und verwinkelte Grachten machen die Stadt zu einem Kleinod. Das Rathaus ist ein ganz besonderes Bauwerk, das nicht nur durch seine Specksteinlagen besticht.

Doch nicht nur den Häusern, auch den Bewohnern Alkmaars sieht man an, dass eine Jahrhunderte alte Geschichte auf ihnen lastet 😉 .

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Streets Of Amsterdam

Bei der Streetfotografie kommt man in Amsterdam natürlich um die Radfahrer nicht herum. Und siehe da, auch das geht heute nicht mehr ohne Handy.

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Der Scooter spielt im Zentrum Amsterdams eindeutig eine geringere Rolle als bei uns.

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Zu den Straßenszenen Amsterdams gehören natürlich auch die Flohmärkte (z. B. am Waterlooplein).

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In Amsterdam gibt es fast kein Lokal oder Cafe, das nicht wenigstens einige Plätze im Freien hat. Hier das kleine Gartencafe an der Oude Kerk.

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Unzählige Lokale laden bei sonnigem Wetter entlang den Grachten zum Verweilen ein.

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„Lokale“ der speziellen Sorte sind die Coffee Shops. In diesen Läden lässt sich ganz legal Hasch / Gras erwerben und konsumieren. Der Bulldog Coffee Shop im Rotlichtviertel Amsterdams ist einer der ältesten in der Stadt und gilt als echter Kultladen. Ein bulliger Türsteher verlangt durchaus auch mal einen Ausweis.

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Das Rotlichtviertel wird in Amsterdam als absolute Normalität verkauft. Während die Frau im Vordergrund der Freiheitsstatue huldigt, bleibt fraglich, ob es sich bei der Dame im Hintergrund auch um eine Freiheitsstatue handelt.

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Aber der eine oder andere weiß offensichtlich, was zu tun ist.

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Die Touristen fallen natürlich auch in Amsterdam auf, zumal sie recht zahlreich in Erscheinung treten. Dieser junge Mann, der sich unter Rembrands Mannen gemischt hatte, muss jedoch ohne Abstriche als bereichernder Farbtupfer in der sonst tristen Umgebung des Denkmals bewertet werden.

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Wenn das die Gebrüder Grimm geahnt hätten, hätten sie wahrscheinlich ihr Schneewittchen umgeschrieben. Heute jedenfalls ist für viele das Handy wichtiger als der Spiegel, auch wenn selbst dieses nicht klärt, wer die / der Schönste im Lande ist.

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Amsterdamer Spezial

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Die zahlreichen Hausboote sind eine echte amsterdamer Spezialität. Zur Zeit sind im Stadtbereich ca. 2500 Hausboote bewohnt. Entlang den Grachten und Hafenbecken dürften jedoch wesentlich mehr Hausboote liegen. Nicht wenige Boote sind völlig heruntergekommen und erwecken nicht den Eindruck, als könnte man sich darin in aller Ruhe ins Bett legen. Die meisten Boote lassen einen alternativen Lebensstil ihrer Bewohner erkennen, auch wenn diese selbst nicht in Erscheinung treten. Die kleinen „Gärten“ sind nicht selten verwildert, doch es gibt auch sehr gepflegte und geschmackvoll gestaltete Hausboote.

Ein weiteres Highlight Amsterdams sind die Museen. Doch die „Königsklasse“ wie das Van Gogh- oder das Rijksmuseum sind nichts für Spontanbesucher. Ebensowenig das Anne Frank Huis, denn Eintrittskarten müssen online 1 – 2 Monate im Voraus bestellt werden, sonst steht man sich die Beine platt – wie man am nachfolgenden Bild erahnen kann.

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Da bleibt einem nur noch der Rückzug. Aber es gibt ja noch anderes zu bestaunen.

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Hier zum Beispiel die letzte katholische Hauskirche Amsterdams – „Ons ´Lieve Heer op Solder“. Unauffällig von außen ist diese Kirche in zwei normalen Stadthäusern untergebracht. So war es den Katholiken möglich, ihren Glauben auch dann noch zu praktizieren, als Ende des 16. Jahrhunderts die Calvinisten in den Niederlanden die Macht übernommen hatten.

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Tulpen dürfen natürlich in Amsterdam nicht fehlen. Und so ist es dann auch, überall trifft man auf reichlich bepflanzte Schalen und Beete.

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Speziell sind auch die Hauseingänge, die meist mit Pflanzen geschmückt sind. Das ursprüngliche Nutzungskonzept der Häuser war so, dass die von wohlhabenden Bürgern und Handwerkern genutzten Wohnräume ein halbes Stockwerk über der Erdoberfläche lagen. Somit waren sie weg vom Wasser und trocken. Dem Dienstpersonal blieben die darunterliegenden Räume vorbehalten, die praktisch auf dem Niveau des Wasserspiegels lagen. Der knappe Wohnraum heute bringt es mit sich, dass auch diese Räume als Wohnungen vermietet werden.

Das Fahrrad ist aus Amsterdam nicht wegzudenken. Von Städten wie Freiburg oder Tübingen ist man es ja gewohnt, dass man immer ein besonderes Auge auf die Radfahrer haben muss, aber in Amsterdam ist das nochmals eine ganz andere Nummer. Die Menge der Radfahrer ist überwältigend. Ob der Banker im Anzug, die Lady im weißen Mantel oder Freund mit Freundin im Einkaufskorb, alles fährt Rad und das – ohne Helm. Wahrscheinlich gehen alle davon aus: Wer hier stürzt, fällt eh ins Wasser. Dies scheinen auch die Räder zu bestätigen, die gelegentlich verrostet und verbeult neben einer Gracht liegen. Doch auch die nächste Generation Fortbewegungsmittel macht erste zaghafte „Gehversuche“ auf Amsterdams Straßen. Nein, nicht das E-bike, das sieht man hier praktisch nicht! Es ist ein Elektroauto, das für kaum mehr als eine Person Platz bietet und kaum mehr Parkraum beansprucht als zwei Pflanzkübel.

Ob in Amsterdam deshalb gleich die Zukunft entworfen wird, wie es das folgende Plakat suggeriert, konnten wir bei unserem Besuch nicht herausfinden.

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Amsterdam: Grachten und Giebel

Die Grachten und Giebel verleihen Amsterdam einen unverwechselbaren Flair.

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Hier verschmelzen Boote und Fassaden zu einer einzigartigen Einheit. Besonders eindrucksvoll sind die Grachten in der Abenddämmerung.

Bei einer Grachtenrundfahrt lässt sich Amsterdam sehr bequem und auf eine für die Stadt typische Art und Weise erkunden.

Zu Fuß kann man herrlich entlang der Grachten und durch die engen Gassen der Altstadt schlendern, um Sehenswürdigkeiten und Cafes zu besuchen oder nur um die Beine über die Kanalwand baumeln zu lassen und dabei die Sonne zu genießen.

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Der inzwischen berühmt gewordene Plastikmüll macht natürlich auch nicht vor den Grachten halt. Doch für die auf nachhaltigen Nestbau getrimmten Blässhühner Amsterdams ist das kein Problem. Dieses Exemplar sitzt auf einem umfangreichen Gelege. Was täte das arme Huhn ohne den ganzen Müll? Sogar die Tarnung stimmt, was will man mehr!

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Wenn da die Welt nicht Kopf steht!

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