Von der Seiser Alm bis Tramin

Die Region um Bozen hat viel zu bieten. Nachfolgend nur einige Appetitanreger.

Blick über die Seiser Alm im klaren Herbstlicht. Im Hintergrund von rechts: Plattkofel, Langkofel und Teile der massigen Sellagruppe.

Fernsicht auf die Sarntaler Alpen.

Über dem Eisacktal liegt Völs am Schlern auf einer Sonnenterrasse.

Das Kirchlein St. Zyprian aus dem 13. Jahrhundert mit Blick auf den gleichnamigen Ort und das Rosengartenmassiv. Die Straße durch das Tierser Tal führt über den Nigerpass zum Karersee.

Am Nigerpass gibt es gegenüber der Berggaststube Niger-Joch-Haus einen Parkplatz, der sich für Wohnmobilisten zum Übernachten eignet.

Der Karersee war unsere große Enttäuschung. Es war derart wenig Wasser im See, dass man die Pfütze fast übersehen hätte. Doch die manipulative Kraft des Bildes lässt dies kaum erahnen.

In der Nachbarschaft des Kalterer Sees liegt einer der bekanntesten Weinorte Südtirols, Tramin. Der Geburtsort des Gewürztraminers, der hier seit dem 11. Jahrhundert angebaut wird, liegt inmitten von Weinbergen und Obstplantagen (schwarze Netze).

Die Cantina Tramin hat dem Gewürztraminer Kultstatus verliehen. Der Vorfahr großer Rebsorten, wie Cabernet, Riesling und der Burgunderfamilie, ist das Aushängeschild der Kellerei.

Als der Umbau der Kellerei anstand, wurde der bekannte Südtiroler Architekt Werner Tscholl damit beauftragt. Dieser entwarf ein außergewöhnliches Bauwerk, einen absoluten Hingucker. Die Struktur des vorgesetzten Tragwerks, das sowohl alte wie auch neue Gebäudeteile umschließt, soll an die Ranken der Reben erinnern. Aber auch bezüglich der Energieeffizienz ist dieses Gebäude richtungsweisend. Gleich nach dem Wein ist das 2010 in Betrieb genommene Bauwerk der Stolz der Cantina.

Zwischen Traum und Albtraum, Südtirol

Vom Passo di Giau fuhren wir hinab ins Val Fiorentina. Dort folgten wir der SS 203 talaufwärts in Richtung Sellagruppe. Nachfolgend der Blick zurück auf Selva di Cadore mit dem Monte Pelmo im Hintergrund.

Auf unserer Fahrt durch Südtirol entdeckten wir immer wieder größere und kleinere Flächen im Bergwald, die vom Borkenkäfer befallen waren. Was uns erstaunte war, dass man kaum Aktivitäten sah, das befallene Holz zu entfernen. Nun aber, im oberen Abschnitt des Val Fiorentina, trauten wir unseren Augen nicht. Rund 70 – 80 % des Bergwaldes waren tot. An einer zugänglichen Stelle, die für Holzfällarbeiten erschlossen war, machte ich einige Aufnahmen von diesem Trauerspiel.

Mein Interesse war geweckt. Bei weiteren Recherchen erfuhr ich, dass weite Teile Südtirols vom Borkenkäfer befallen sind. Am stärksten betroffen sei das Gadertal, das sich in nördlicher Verlängerung zum Val Fiorentina jenseits des Passo di Campolongo erstreckt. 50% des Waldbestandes sollen dort bereits abgestorben sein.

Die Südtiroler Forstverwaltung macht dafür einen verheerenden Sturm im Jahre 2018 und zwei darauf folgende schneereiche Winter mit erheblichem Schneebruch verantwortlich. Dies hätte in Verbindung mit den trockenen Sommern die Bäume für den Borkenkäfer anfällig gemacht. Fakt ist aber auch, dass man offensichtlich über Jahre das Totholz nicht aus den Wäldern geholt und dadurch für den Borkenkäfer beste Voraussetzungen geschaffen hat.

Besonders beeindruckt hat mich der „Aufruf“ eines Schweizer Försters, der Südtirol als Urlaubsregion schätzt. Er fleht die Südtiroler Verantwortlichen geradezu an, endlich etwas zu tun. Für Interessierte hier der Link. Die Einschätzung der Südtiroler Forstwirtschaft findet sich hier. Ob der kritischen Lage schlägt der Zivilschutz Südtirols Alarm, da er den Schutzwald in seiner Funktion gefährdet sieht. Die Folgen wären gravierend.

Südtirol ohne Bergwald ist unvorstellbar. Doch der Borkenkäfer folgt einer anderen Logik. Bedenkt man, dass sich die Population von Generation zu Generation verzehnfacht und in einem guten Jahr drei Generationen ausreifen können, so kann sich der Befall binnen eines Jahres vertausendfachen. Ganze Wälder werden so vernichtet. Dies kann nicht nur für die betroffenen Bergbauern den Ruin bedeuten sondern kann auch den Tourismus gefährden und hätte fatale Folgen für die Sicherheit der Bewohner.

Oben der Blick auf Livinalongo del Col di Lana (Buchenstein), im Hintergrund die Sella mit dem Piz Boe. Auch hier sind ausgedehnte Waldflächen zu erkennen, die vom Borkenkäder massiv befallen sind (links vorne dunkelbraun) bzw. bereits abgeholzt wurden (links im Mittelgrund).

Vom Pordoijoch aus bestaunten wir Gleitschirm- und Drachenflieger, die sich vom Col Rodella bis zum Sas de Pordoi in ungeahnte Höhen schraubten. Mancher musste sich aber auch in schwierigem Gelände auf eine Außenlandung vorbereiten.

Vom Sellajoch aus eröffneten sich nochmals tolle Ausblicke bevor sich die Passstraße ins Grödnertal hinab wand.

Am Passo di Giau

Hier oben auf dem Passo Giau (2236 m) fanden wir einen perfekten Übernachtungsplatz mit grandioser Aussicht. Siehe hierzu auch den Beitrag Südtirol. (Panoramaaufnahme zum Vergrößern anklicken.)

Am anderen Morgen weckte uns die Sonne mit einem phantastischen Lichtspiel.

Direkt hinter der Passhöhe lohnt sich ein letzter Blick auf die Ra Gusela.

mittendrin

Nach dem nächtlichen Ausflug zu den Drei Zinnen bestaunten wir am anderen Morgen die Bergwelt direkt vor unserem Camper. Gegen den Uhrzeigersinn wuchsen diese herrlichen Berge direkt vor unserer Nase in den Morgenhimmel und wir saßen mittendrin:

Der Monte Piana, …

… das Cristallo Massiv …

und die Cadini di Misurina mit ihrer zerklüfteten Skyline.

Nachdem wir diese Aussicht in uns aufgesaugt hatten, fuhren wir hinab zum Misurinasee. Hinter dem See thronte das mächtige Massiv der Drei Zinnen. Direkt unterhalb der Geröllfelder, kann man rechts die Auronzohütte erkennen.

Das Grand Hotel Misurina vor der Kulisse der Drei Zinnen zeigt die klassische Architektur alter Luxushotels.

Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Süden passierten wir den Wintersportort Cortina. Die ersten Häuser liegen direkt am Fuße des Cristallo Massivs.

Unser Tagesziel war der Passo Giau über dem sich die Ra Gusela ganze 2595 m in den Himmel reckt.

Die Abendsonne setzte das Cristallomassiv noch einmal ins richtige Licht.

Der Kronplatz

Unser erstes Ziel in Südtirol war der 2275 m hohe Kronplatz bei Bruneck. Seit 1964 nach mehreren erfolglosen Anläufen der erste Skilift auf den Hausberg Brunecks gebaut worden war, entwickelte sich der Kronplatz zu einer Drehscheibe des Skilaufs. Inzwischen ist der Berg von allen Seiten erobert und zu einem Freizeitpark verkommen. Im Sommer gäbe es deshalb – mit Ausnahme der Downhill-Fahrer – aus meiner Sicht keinerlei Grund, den Kronplatz zu besuchen, wenn es dort nicht zwei Museen gäbe,

  • das Messner Mountain Museum, MMM Corones
  • und das Lumen, ein Museum für Bergfotografie.

Diese Museen wurden natürlich nur deshalb auf dem Kronplatz errichtet, um den Bergbahnbetreibern die Bilanz aufzubessern und den Tourismus im Sommer anzukurbeln. Lange habe ich daher mit mir gerungen, ob ich diesen neuen Trend der gesteigerten Nutzung des Alpenraums unterstützen sollte. Am Ende überwog die Neugier, denn auf dem Kronplatz gibt es ohnehin nichts mehr zu retten.

Das MMM Corones wurde von der bekannten irakisch-britische Architektin Zaha Hadid entworfen und 2015 eröffnet. Das absolut außergewöhnliche Bauwerk beherbergt das sechste und letzte Museum von Reinhold Messner und ist dem „traditionellen Alpinismus“ gewidmet. Während mich die Exponate und die Aufmachung der Ausstellung nicht immer überzeugen konnten, war ich von der Architektur begeistert, die immer wieder den Blick auf die Bergwelt in das Ausstellungskonzept einbezieht. Besonders beeindruckend fand ich die Lichtführung, welche die Besucher vom Eingang ausgehend in die verschiedenen Zweige des Museums lenkt.

Das Museum für Bergfotografie, Lumen, wurde 2018 eröffnet. Es zeigt auf drei Stockwerken die Entwicklung der Fotografie und speziell der Bergfotografie. Neben der Dauerausstellung sind auch thematisch begrenzte Wechselausstellungen zu sehen. Das Museum zeigt gute Ansätze dem Thema Bergfotografie durch besondere Ausstellungsformate gerecht zu werden, kann dies aber leider nicht durchhalten.

Hier zwei meines Erachtens gelungene Beispiele: Die an Reepschnüren aufgehängten Bilder und die Dunkelkammer, die an Decke, Wänden und Fußboden mit zahlreichen Bildschirmen ausgestattet ist. Diese zeigen teils statische Bilder, teils über mehrere Bildschirme gekoppelte Videosequenzen.

Positiv ist auch, dass das Museum in der umgebauten, alten Bergstation untergebracht wurde, die nach der Erneuerung der Bergbahnen um die Jahrtausendwende frei geworden war. Im Anbau integriert befindet sich das Restaurant AlpiNN vom Südtiroler 3-Sternekoch Norbert Niederkofler.

Der Kronplatz dient aber auch als Spielwiese ganz unterschiedlicher Interessen. So wurde auf dem Gipfel 1984 die St. Sebastian Kapelle errichtet. Anlässlich des 100. Jahrestag des Endes des 1. Weltkrieges mit dem auch die Teilung Tirols vollzogen wurde, hinterlegten dort die Schützenverbänden Nord- und Südtirols 2018 eine Reliquie des letzten habsburgischen Herrschers, Kaiser Karl I. Identitätspflege oder mehr?

2003 wurde über der Aussichtsplattform die Friedensglocke Concordia 2000 aufgestellt. Damit soll all jenen gedankt werden, die sich für den Ausbau des Kronplatzes eingesetzt haben und zugleich soll sie als Mahnmal für Eintracht und Frieden dienen.

Drei Zinnen bei Nacht

In der Abendsonne genoss ich den fantastischen Blick auf die Drei Zinnen. Aber auch der Paternkofel machte im warmen Licht der letzten Sonnenstrahlen eine gute Figur.

Bis zum Abend stiegen zahlreiche Alpinisten auf und biwakierten im Umfeld der Hütte, um am nächsten Morgen in einen der zahlreichen Klettersteige einzusteigen. Andere kosteten die letzten Sonnenstrahlen am Berg aus und machten sich mit Einbruch der Dunkelheit mit Stirnlampe auf den Rückweg. Dabei markierten sie ihren Weg wie Glühwürmchen mit Leuchtspuren.

Die Wolken hatten sich inzwischen tatsächlich aufgelöst, doch den früh aufgehenden Halbmond hatte ich nicht einkalkuliert, zumindest nicht mit einer derartigen Leuchtkraft.

Mit dem Mondlicht ergaben sich Bilder fast wie bei Tageslicht (oben die Drei-Zinnen-Hütte). Um in Richtung Drei Zinnen Aufnahmen zu machen (Gegenlicht), musste ich abwarten bis der Mond hinter der mittleren Zinne verschwunden war. Doch für ein wirklich gutes Sternenfoto war es auch dann noch zu hell. Die Milchstraße lässt sich nur erahnen.

Auf dem Rückweg war das Mondlicht so hell, dass ich nur dann meine Stirnlampe benötigte, wenn mich der Mond blendete. Gegen 0:30 Uhr war ich zurück am Parkplatz. Obwohl sich die Höhenunterschiede in engen Grenzen hielten, machte sich nach 9 Stunden die schwere Fotoausrüstung deutlich bemerkbar. Zu allem Überfluss stellten sich im Nachgang dann auch noch Probleme bei der Entfernungseinstellung heraus. Kleine Unachtsamkeiten auf die man gut und gerne verzichten könnte. Insgesamt hat sich die Unternehmung dennoch gelohnt. Sie warf einige ordentliche Bilder ab und bildete den Rahmen für wichtige Erfahrungen.

Drei Zinnen

Bild oben: Lago di Antorno mit den Drei Zinnen.

Die Drei Zinnen sind wohl die bekannteste Bergformation Südtirols. Vom Norden aus sind sie am einfachsten über Toblach und den am Col San Angelo gelegenen Misurinasee zu erreichen. Von dort aus gelangt man über eine mautpflichtige Straße vorbei am Lago di Antorno zur Rifugio di Auronzo in 2320 m Höhe.

Die unmittelbar unter der Südflanke der Drei Zinnen gelegene Auronzohütte ist Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen. Der Schwierigkeitsgrad variiert dabei von familienfreundlich bis zum alpinen Klettersteig.

Ich hatte mir vorgenommen von den Drei Zinnen Nachtaufnahmen zu machen. Hierzu startete ich am Nachmittag trotz deutlicher Bewölkung. Diese sollte sich nach der Wettervorhersage in der Nacht weitgehend auflösen. Der Weg führte mich an der Südrampe der Drei Zinnen entlang. Vorbei an der Cappella degli Alpini eröffneten sich Ausblicke hinab ins Val d´Ansiei.

Bild oben und unten: Der Blick zurück ohne und einmal mit den Drei Zinnen.

Über den Paternsattel (2454 m) setzte ich den Weg zur Drei-Zinnen-Hütte (2405) fort. Von dort aus bietet sich der berühmten Panoramablick auf die markante Felsformation der Drei Zinnen.

Ob es mit den Nachtaufnahmen tatsächlich noch etwas wurde, werde ich im nächsten Beitrag auflösen.

Hier noch einige Infos Zur Mautstraße: Die Maut für einen PKW beträgt 30 € und für einen Camper 45 €. Da das Ticket um Mitternacht abläuft sind bei einer Übernachtung für die Talfahrt nochmals 45 € fällig. Bei einer Anfahrt nach 19 Uhr ist nur die Talfahrt zu bezahlen. Eine genaue Angabe über die Anzahl der Parkplätze konnte ich nicht ermitteln. Nach meiner Schätzung dürften es aber mindestens 1500 sein. Selbst jetzt im Oktober waren diese Plätze bereits am Vormittag voll, so dass sich lange Warteschlangen bildeten. Zur Hauptsaison nicht auszudenken! Geschätzt werden über diese Maut in den Monaten Juni bis Oktober rund 20 bis 40 Millionen Euro umgesetzt. Ein Geschäft, das sich lohnt.

Südtirol

Der Passo di Giau im Widerschein des letzten Abendlichts. Die Passhöhe liegt südwestlich von Cortina auf 2236 Meter ü. NN.

Aufnahmedaten: 134 s bei f 22 und ISO 100, 16 mm