Lichtbogen

Solche wellenförmige Wolkenmuster sind oft ein Kennzeichen stehender Wellen. Ich beobachtete dieses Phänomen an einem windigen Tag an der niederländischen Küste.

Gut platziert zwischen den beiden Straßenlampen erinnerte mich diese Erscheinung an einen Lichtbogen, der sich bei hohen Spannungen zwischen zwei Elektroden ausbildet. Die bekannteste Form einer natürlichen Gasentladung dürfte der Blitz sein. Unter gewissen Voraussetzungen kann eine Gasentladung aber auch eine gebänderte Struktur aufweisen.

Fondation Beyeler

Die Fonation Beyeler ist ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Riehen bei Basel. Seine hochkarätigen Ausstellungen verschafften ihm internationales Ansehen.

Mein erstes Bild zeigt ein absolut zeitgenössisches Werk, den Fensterputzer als Aktionskünstler.

Oben: Roy Lichtenstein 1995: Strandszene mit Seestern. Öl und Magna (Acrylfarbe) auf Leinwand. Auch das Hähnchen ist Kunst!

Oben links: Zum Haare raufen. Oben rechts: Distanzierter Blick.

Oben und unten sind Werke von Wayne Thiebaud (1920-2021) zu sehen. Diesem in Europa wenig bekannten amerikanischen Künstler widmet das Museum bis zum 21.05.2023 eine umfangreiche Retrospektive. Für mich waren die Werke, insbesondere in Verbindung mit den betrachtenden Personen, der absolute Hit.

Unten: Das waren noch Zeiten!

Weitere Informationen zum Künstler und zur Ausstellung gibt es hier.

Palimpsest

Im größten Ausstellungsraum präsentiert die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel die Rauminstallation „Palimpsest“ der kolumbianische Künstlerin Doris Salcedo. Das Kunstwerk erschließt sich erst nachdem man die einführenden Hinweise am Eingang des Raumes gelesen hat. Dann aber geht es unter die Haut.

Mit ihrer Rauminstallation möchte Salcedo an die vielen Migrant:innen erinnern, die in den letzten zwanzig Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa bei der gefährlichen Überquerung des Mittelmeers oder im Atlantik gestorben sind.

Hierzu wurde der Fußboden des Saales mit saugfähigen Platten ausgelegt. Die Namen der während einer Fluchtbewegung vor 2010 Verstorbenen wurden in einem ersten Zyklus mittels feinen Sands farblich abgesetzt und in die Platten eingelassen. In einem zweiten Zyklus werden die Namen der zwischen 2011 und 2016 Verstorbenen mit Wasser darüber geschrieben. Da diese Namen langsam wieder versickern, ergibt sich ein ständiger Kreislauf von Einschreibung und Auslöschung. Eine Installation, wie sie besser zu Ostern nicht passen könnte. Die Installation ist noch bis zum 17. September 2023 zu sehen.

Dieser Kreislauf war namensgebend für das Kunstwerk, denn in der Antike und auch noch im Mittelalter wurden Schriftträger nach Gebrauch abgeschabt, um sie danach erneut beschreiben zu können. Da die Schriftträger meist nicht vollständig gereinigt werden konnten, blieb das alte Schriftstück als „Schatten“ noch lesbar. Eine solche mehrfach beschriebene Manuskriptseite wird Palimpset genannt.

Aus Plastik oder Plastik?

Einfach nur Heuballen?! Mikroplastik allerorten. Und dennoch, wohin man in der Landwirtschaft auch schaut, auf Plastikfolie wird nicht verzichtet.

Doch die Folie hat auch eine andere Seite – eine ästhetische! Je nach Perspektive werden die Heuballen aus Plastikfolie selbst zur Plastik.

„Zeichen der Erinnerung“

Heute vor 81 Jahren verließ der erste Deportationszug mit jüdischen Mitbürgern den Nordbahnhof in Stuttgart.

Die Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“ am Nordbahnhof erinnert an die Deportationszüge, die während der NS-Zeit zwischen 1941 und 1944 von diesem Ort ausgingen. Mehr als 2600 Jüdinnen und Juden aus Stuttgart, Württemberg und Hohenzollern wurden von hier aus in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Fast alle diese Menschen wurden bis zum Ende des 2. Weltkrieg 1945 ermordet.

Die Gedenkstätte wurde von den Architekten Ole und Anne-Christin Saß geplant und mit Hilfe des hierzu gegründeten Vereins Zeichen der Erinnerung e. V. verwirklicht. Da der Ort der Deportation im Zusammenhang mit Stuttgart 21 überbaut werden sollte, entstand die Initiative, die Gleise als Erinnerungsstätte zu bewahren.

Es handelt sich um ein altes Güterbahngelände am inneren Nordbahnhof, auf dem noch heute die ursprünglichen Schienen und Prellböcke zu sehen sind. Die fünf Gleise werden von einer 70 Meter langen Mauer begrenzt, auf der die Namen der über 2600 von der Stuttgarter Gestapodienststelle deportierten jüdischen Einwohner der Region Stuttgart sowie von Sinti aus ganz Südwestdeutschland zu lesen sind.

Am 14. Juni 2006 wurde die Gedenkstätte offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Der Architekt Ostertag, Vorstandsmitglied im Verein „Zeichen der Erinnerung“, sagte über die Gedenkstätte: „Wir werden uns fragen lassen müssen, warum wir mehr als 64 Jahre brauchten, um uns hier der Vergangenheit zu stellen.“

Die Ausführungen des Historikers Martin Ulmer zum 80. Jahrestag der ersten Deportation aus Stuttgart am 1.12.1941 zeigen in erschreckender Weise wie die Gesellschaft in ganzer Breite an der Judenverfolgung beteiligt war. Die systematische Verschleppung aus den Dörfern, Städten und Landkreisen Württembergs und Hohenzollerns war nur möglich, weil ein ganzes Netz an Beteiligten aus Verwaltung, Sicherheitsbehörden und anderen Institutionen tatkräftig mithalf. An der anschließenden „Verwertung“ der zurückgelassenen jüdischen Vermögen, ein staatlich organisierter Diebstahl riesiger Dimension, waren die örtlichen Finanzämter und Banken beteiligt. Was nicht beschlagnahmt wurde, versteigerte man öffentlich. Von den einzelnen Existenzen blieb nur der Vermerk der örtlichen Postämter übrig: „Auf unbekannt verzogen“. Friedemann Rinke vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg weist auf einen besonders beschämenden Umstand hin: Nach 1945 sei jedoch konkret wegen der Deportationen aus Württemberg und Hohenzollern keiner der Täter strafrechtlich belangt worden. Aufgrund der Teilnahme an diesen Verschleppungen gab es auch von den späteren Entnazifizierungsverfahren nichts zu befürchten: Nach einer Phase der Internierung wurden 1950 alle aus der Stuttgarter Gestapozentrale, dem Hotel Silber, an den Deportationen Beteiligten freigesprochen“.

Und heute? Heute ist es nicht zu fassen, welche Töne in Deutschland wieder angeschlagen werden. Wir dürfen hier keinesfalls weghören.

Drei Zinnen

Bild oben: Lago di Antorno mit den Drei Zinnen.

Die Drei Zinnen sind wohl die bekannteste Bergformation Südtirols. Vom Norden aus sind sie am einfachsten über Toblach und den am Col San Angelo gelegenen Misurinasee zu erreichen. Von dort aus gelangt man über eine mautpflichtige Straße vorbei am Lago di Antorno zur Rifugio di Auronzo in 2320 m Höhe.

Die unmittelbar unter der Südflanke der Drei Zinnen gelegene Auronzohütte ist Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen. Der Schwierigkeitsgrad variiert dabei von familienfreundlich bis zum alpinen Klettersteig.

Ich hatte mir vorgenommen von den Drei Zinnen Nachtaufnahmen zu machen. Hierzu startete ich am Nachmittag trotz deutlicher Bewölkung. Diese sollte sich nach der Wettervorhersage in der Nacht weitgehend auflösen. Der Weg führte mich an der Südrampe der Drei Zinnen entlang. Vorbei an der Cappella degli Alpini eröffneten sich Ausblicke hinab ins Val d´Ansiei.

Bild oben und unten: Der Blick zurück ohne und einmal mit den Drei Zinnen.

Über den Paternsattel (2454 m) setzte ich den Weg zur Drei-Zinnen-Hütte (2405) fort. Von dort aus bietet sich der berühmten Panoramablick auf die markante Felsformation der Drei Zinnen.

Ob es mit den Nachtaufnahmen tatsächlich noch etwas wurde, werde ich im nächsten Beitrag auflösen.

Hier noch einige Infos Zur Mautstraße: Die Maut für einen PKW beträgt 30 € und für einen Camper 45 €. Da das Ticket um Mitternacht abläuft sind bei einer Übernachtung für die Talfahrt nochmals 45 € fällig. Bei einer Anfahrt nach 19 Uhr ist nur die Talfahrt zu bezahlen. Eine genaue Angabe über die Anzahl der Parkplätze konnte ich nicht ermitteln. Nach meiner Schätzung dürften es aber mindestens 1500 sein. Selbst jetzt im Oktober waren diese Plätze bereits am Vormittag voll, so dass sich lange Warteschlangen bildeten. Zur Hauptsaison nicht auszudenken! Geschätzt werden über diese Maut in den Monaten Juni bis Oktober rund 20 bis 40 Millionen Euro umgesetzt. Ein Geschäft, das sich lohnt.

Container-City

In den Stuttgarter Wagenhallen, wo einst Lokomotiven und Busse gewartet wurden, hatten sich nach der Jahrtausendwende Kunst- und Kulturschaffende aller Art eingemietet. Als 2015 der Beschluss stand, die Wagenhallen zu sanieren, musste für sie eine Interimslösung gefunden werden, das war die Geburtsstunde der „Container-City“.

Hier zu sehen die Skulptur „Yellow Arrow, 2011, Auto, Stahl, Lack, 240 × 430 × 1300 cm“ von Stefan Rohrer. Ein Ausflug auf dessen Homepage ist absolut lohnend.

Im „Vorhof“ der Wagenhallen entwickelte sich eine alternative Szene aus Handwerkern, Künstlern, Architekten, Theaterleuten und Lebenskünstlern, die auch über den Wiederbezug der Wagenhallen hinaus bis heute Bestand hat. Dass sich dieses „Kulturschutzgebiet“ in den vergangenen Jahren zu einem kreativen und lebendigen Ort für innovative Kultur in Stuttgart entwickelt hat, ist auch beim Stadtrat angekommen. Deshalb sucht man nach Lösungen, um diese alternative Szene an einen anderen Ort umzusiedeln, denn im Rahmen der Umgestaltung von Stuttgart 21 und dem neuen Rosensteinquartier muss auch die selbstgestaltete Außenfläche „Container-City“ weichen.

Das Gebiet um die Wagenhallen ist Teil der Entwicklungsfläche Stuttgart Rosenstein. Hier soll 100 Jahre nach der Weissenhofsiedlung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2027 (IBA’27) bis zum Ausstellungsjahr der erste Baustein des neuen Stadtteils entstehen: die sogenannte „Maker City“. Die Idee ist, ein Quartier mit neuen ökologisch‐sozialen Wohnformen und gemischter Nutzung zu errichten. In Anlehnung an den bereits kulturell geprägten Ort soll ein produktives Stadtquartier entwickelt werden. Neben den Ateliers der ansässigen Kunst‐ und Kulturschaffenden können Handwerksbetriebe und Einrichtungen für die Bereiche Entwicklung, Forschung, Bildung und Freizeit entstehen – und dazu beitragen, dass die „Maker City“ ein lebendiges und vielfältiges Viertel wird. Offensichtlich haben die Stadtplaner Stuttgarts begriffen, dass sich eine derart katastrophale Architektur wie im Europaviertel nicht wiederholen darf.

Wie die Lösung für das Ausweichquartier ausfallen wird, bleibt abzuwarten, denn das Ganze hat auch noch eine weitere wichtige Dimension, die bei Diskussionen meist unter den Tisch fällt. An Orten wie der „Container-City“ gelingt es, auch Menschen zu integrieren, die sich mit einem bürgerlichen Leben aus unterschiedlichen Gründen schwer tun. Hier aber sind sie nicht nur geduldet, sondern können sich auch mit ihren Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringen und finden bezahlbaren Wohnraum. Die Sanierung alter oder Entwicklung neuer Stadtviertel entzieht diesen Mitmenschen die Lebensgrundlage. Die Folgekosten für Sozialarbeit und Sozialkassen währen wahrscheinlich wesentlich größer und weit weniger produktiv, als die Unterstützung einer solchen Szene. Eine Großstadt / Gesellschaft braucht derartige „Kulturschutzgebiete“ in denen sich alternative Lebensformen entwickeln können.

Quellen:

Gespräche mit Bewohnern, Stuttgarter Zeitung, Stadt Stuttgart, Kunst- und Kulturverein Wagenhallen

Gruorn, das verschwundene Dorf

Auf den Hochflächen der Schwäbischen Alb war es schon immer schwierig Landwirtschaft zu betreiben. Dies war nicht nur dem rauen Klima, sondern insbesondere auch dem Wassermangel geschuldet. Da die dort anstehenden Juraformationen das Wasser durchlassen, waren Ansiedlungen nur möglich, wenn das Gelände das Anlegen einer „Hüle“ zuließ. Hierzu wurde eine Senke mit Ton ausgekleidet, so dass sich dort das Oberflächenwasser sammeln konnte. Ganz anders bei Gruorn. Diese Ortschaft wurde an einem Vulkanschlot des Schwäbischen Vulkans gegründet, dessen wasserundurchlässiger Basalttuff für eine natürliche Hüle (Maar) sorgte. Deshalb war Gruorn bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1254 bereits ein stattliches Bauerndorf mit mehreren hundert Einwohnern. Die Anfänge der Gemeinde reichen jedoch weiter zurück, denn bei Untersuchungen der Stephanuskirche konnte man Teile des Kirchenschiffes auf das Ende des 11. Jahrhunderts datieren.

Quelle: https://gruorn.info/geschichte/

Gruorn war also ein Ort mit Geschichte, als 1937 von der Reichsführung die Entscheidung getroffen wurde, den seit 1896 bestehenden Truppenübungsplatz auszuweiten. Auch die Gemeinde Gruorn war davon betroffen. Den 665 Einwohnern blieben für die Umsiedlung ganze zwei Jahre. Die entvölkerten Häuser wurden in den militärischen Übungsbetrieb einbezogen bis sie zerschossen waren oder aus Gründen der Sicherheit gesprengt werden mussten. Nur zwei Gebäude überlebten diese Zeit, die zerfallende Stephanuskirche mit Friedhof und das Schulhaus gegenüber.

Beim Treffen ehemaliger Bewohner, deren Nachfahren und anderer Interessierter kam es 1968 zur Gründung des „Komitees zur Erhaltung der Gruorner Kirche“. Diesem Komitee, ist es zu verdanken, dass die Kirche heute ein echtes Kleinod ist mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert und modernen Glasfenstern, welche an die bewegende Geschichte Gruorns erinnern. Auch der Friedhof wird von diesem Komitee gepflegt.

Seit seiner Schließung ist der Truppenübungsplatz auf ausgewiesenen Wegen frei zugänglich und damit auch Gruorn wieder zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Vom Wanderparkplatz Trailfinger Säge aus sind es nur knapp 2 km bis zur „Ortschaft“. Zwischen Ostern und Allerheiligen finden an Sonn- und Feiertagen jeweils um 14.30 Uhr öffentliche Geschichts- und Kirchenführungen statt. Treffpunkt ist vor der Kirche.

Im ehemaligen Schulhaus sind heute eine Gaststätte und ein Museum untergebracht. Letzteres ermöglicht weitere Einblicke in das ehemalige Dorfleben. Auf einem Rundweg durch die einstige Gemeinde sind nur noch einzelne Mauerrest auszumachen. Nachfolgend die Überreste eines Treppenaufgangs, der einmal zum Hauseingang eines Bauernhauses gehörte.

Aktuell betreibt die Firma Daimler Truck die Wiederherstellung der durch den Militärbetrieb schwer ramponierten Dorfhüle. Dies erfolgt im Rahmen einer naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahme, da Daimler und andere Autofirmen die ehemalige Panzerringstraße zu Testzwecken nutzen.

Weitere Informationen zu Gruorn findest du hier oder bei mannisfotobude.

Führungen in Gruorn und auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz können bei der Touristik Information Münsingen gebucht werden.