Die Maremma

Einst verfluchtes Sumpfland und bis in die 1930er-Jahre das letzte Malariagebiet Italiens, ist es heute eine touristisch erschlossene Region, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Geblieben ist ein ca. 1000 ha großes Feuchtbiotop, das vom Meer her mit Salzwasser und von den Flüssen Ombrone und Bruna mit Süßwasser versorgt wird. Dieses Riserva Nationale (Diaccia Botrona) erstreckt sich zwischen Castiglione della Pescaia und Grosseto und gilt als größtes derartiges Schutzgebiet Italiens. Insbesondere für Zugvögel ist es von unschätzbarem Wert. Ergänzt wird dieser Nationalpark durch das südlich gelegene Schutzgebiet Parco Regionale della Maremma. (Siehe auch Strandfüchse).

Der erste ernsthafte Versuch in der Neuzeit, die Maremma zu entwässern, um damit die Region von der Geißel der Malaria zu befreien, wurde 1765 unternommen, als der Großherzog der Toscana den Auftrag zum Bau der Fabbrica delle Cateratte, dem heutigen Casa Rossa, gab. Durch diesen Bau sollte in Verbindung mit einem ausgeklügelten Kanalsystem der Abfluss des Süßwassers und der Zufluss des Meerwassers reguliert werden. Zugleich wurde im gesamten Küstenabschnitt entlang des Meeres ein breiter Streifen Pinienwald angepflanzt, der zur Entwässerung beitragen sollte.

Zwei Dinge sind bis heute geblieben, die Schatten spendenden Pinienwälder, eine wichtige Grundlage des heutigen Tourismus, und die Casa Rossa, jedoch ohne die ihr einst zugedachte Aufgabe, denn zur Ausrottung der Malaria war dieses Konzept nicht geeignet.

Geeignet ist die Casa Rossa heute jedoch als Fotomotiv. Die nachfolgende Aufnahme wurde kurz vor Sonnenuntergang gemacht. Belichtungszeit 25 s bei ISO 100 und Blende 16. Zum Einsatz kamen weiterhin ein 1000x ND-Filter sowie ein Grauverlausfilter 0.9 soft. Auf nachträgliche Bearbeitung konnte ich nahezu vollständig verzichten.

 

Mein Wunschbild von der Casa Rossa sah jedoch ganz anders aus. Ich wollte sie zwar in der Abendsonne, aber mit dunklen, dicht überm Horizont dahinjagenden Wolken zu einer verwegenen Komposition zusammenfügen – natürlich in sw.

Daraus wurde jedoch nichts. Das einzig Verwertbare, das mir geboten wurde, war hochnebelartige Bewölkung am frühen Morgen, also bei Gegenlicht. Belichtungszeit 25 s, ISO 100, Blende 16,  ein 1000x ND-Filter sowie ein Grauverlausfilter 0.9 soft.

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Aus dieser Aufnahme habe ich die nachfolgenden SW-Bilder entwickelt. Wer möchte kann mich gerne über die Kommentarfunktion wissen lassen, welcher Variante er/sie den Vorzug gibt. Ich bin gespannt!

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Mehr Toscana siehe: Toscana, Herbst in der Toscana, Strandfüchse, Düstere Aussichten, Giardino dei Tarrocchi, Faszination Toscana: Siena, Vom Chianti in die Maremma, Faszination Toskana: Massa Marittima, Cascade del Mulino, Saturnia, Saturnia 2, Die Tuffstein Toscana

Die Tuffstein Toscana

Viele Städte der südlichen Toscana sind auf Tuffstein und aus Tuffstein gebaut. Sowohl die in dieser Region vorkommenden Thermalquellen als auch der  damit einhergehende Kalktuff gehen auf eine rege vulkanische Tätigkeit zurück, die vor ca. 300 000 Jahren ihren Höhepunkt in gewaltigen Vulkanexplosionen fand. Diese führten zum Einsturz einer riesigen Caldera, die den heutigen Lago di Bolsena formte.

Für die Besiedlung dieser Region ergab sich daraus ein typischer Verlauf. Da sich Kalktuff leicht bearbeiten lässt, wurde die Region bereits während der Jungsteinzeit besiedelt. Hiervon zeugen zahlreiche Höhlenwohnungen. Auch Flüsse und Bäche hatten leichtes Spiel und schnitten kühne Felsplateaus aus der Hochebene heraus. Diese strategisch günstigen Plätze nutzten bereits die Etrusker für ihre Ansiedlungen. Gegen Ende des ersten Jahrtausends n. Chr. entstanden dann an diesen Orten mittelalterliche Städte, die im Verlauf der weiteren Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte durchliefen.

Heute zählen viele dieser Orte zu den herausragendsten Zeugnissen des frühen Mittelalters, die Italien zu bieten hat. In St. Martino sul Fiora legten wir unseren ersten Halt ein, um das gleichnamige Kirchlein zu besichtigen. (Bilder zum Vergrößern anklicken.)

Vom Vorplatz der Kirche überblickt man die Maremma, von der im Mittelalter wegen der Malaria für viele Orte eine existenzbedrohende Gefahr ausging.

Unsere nächste Station war der Ort Sovana, heute noch ein absoluter Geheimtipp, da die touristische Erschließung kaum vorangeschritten ist. Wie es sich gehört auf einem Kalktuffplateau errichtet, bietet dieser überschaubare Ort den vollständig erhaltenen, modellhaften Aufbau einer mittelalterlichen Stadt. Der Zugang zur Stadt wurde von der Burg Rocca Aldobrandesca überwacht, ab 935 Herrschaftssitz des Adelsgeschlechts Aldobrandeschi.

Auf Backsteinpflaster im Fischgätmuster verlegt, das zum Teil noch original vorhanden ist, geht es zur Piazza del Pretorio, der von einem vollständigen, mittelalterlichem Ensemble umrahmt wird. Hierzu gehören u. a. die Residenz des Hauptmanns, der Archivpalast mit Stadtverwaltung und Glockenturm, die Kirche Santa Maria.

Folgt man dem weiteren Verlauf einer der Gassen,

gelangt man zum Dom St. Peter und Paul, der das Ende der Stadt markiert. Die Kathedrale zählt zu den bedeutendsten Monumenten im romanisch-gotischen Stil, die Italien zu bieten hat.

Die Säulen und deren Kapitelle zählen zu den Besonderheiten des Bauwerks, das ab Mitte des 9. Jh. errichtet wurde. Der Kirchenbau ist wohl im Zusammenhang damit zu sehen, dass Sovana ab dem 4. Jh. Bischofssitz war und bei der Christianisierung der Region eine zentrale Rolle spielte. Sovana war auch Geburtsort des Hildebrand von Sovana, der im 11. Jh. zum Papst Gtegor VII. ernannt wurde. Man könnte noch viel zu diesem kleinen Flecken schreiben, doch der Bogen ist so schon überspannt.

Weiter ging es nach Pitigliano, einer Stadt, deren geniale Lage für sich selbst spricht.

Den Abschluss dieser kleinen Rundfahrt, für die man sich auch eine Woche Zeit nehmen könnte, bildete das Städtchen Manciano.

 

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Saturnia 2

Gegenüber von Saturnia, hoch am Hang, liegt das Tuscany Hotel. Alleine schon wegen der genialen Aussicht lohnt es sich hier abzusteigen.

Der Blick geht weit hinaus über die letzten Hügel der Toscana, welche die Ebene der Maremma verdecken. Am Horizont schließt sich das Meer an, das vom Monte Argentario, einer der Küstenlinie vorgelagerten Halbinsel, markiert wird. Auf dem unteren Bild ist rechts auf dem Hügel Saturnia zu erkennen.

Doch auch der Rest der Anlage kann sich sehen lassen. Das Abendessen auf der Terrasse wird bei Sonnenuntergang zum doppelten Erlebnis.

 

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Cascade del Mulino, Saturnia

Nach zahlreichen Staus zwischen Genua und Livorno sind wir ohne weitere Probleme im Süden der Toscana angekommen. Das auf einem Tuffsteinfels erbaute Städtchen Saturnia gilt als erste etruskische Ansiedlung Italiens. Wie zahlreiche andere Orte der Toscana ist auch Saturnia für seine Thermalquellen bekannt. Unterhalb des Ortes gibt es außer dem kostenpflichtigen Thermalbad die Cascade del Mulino, die zu jeder Tages- und Nachtzeit frei zugänglich ist. 800 Liter schwefelhaltigen Thermalwassers mit 37 Grad Celsius speißt hier ein Wasserfall in die darunter liegenden Kalksinterbecken ein. Von der Straße, die den Gegenhang erklimmt, hat man einen herrlichen Blick auf die mehrstufig angeordneten Naturbadewannen, in denen sich vortrefflich suhlen lässt.

Der erste Versuch von diesen Sinterbecken Langzeitbelichtungen anzufertigen scheiterte ob der zahlreichen Badegäste. Deshalb unternahm ich anderntags morgens um 6:30 Uhr einen zweiten Versuch. Und in der Tat, anfangs war ich fast alleine. Doch bereits ab 7:30 Uhr setzte ein merklicher Zustrom ein, so dass ich gegen 8 Uhr gelassen zum Frühstück gehen konnte. Mit den Ergebnissen bin ich nicht ganz zufrieden. Die starke Dampfentwicklung in den kühlen Morgenstunden beeinträchtigte die Auswahl der Standorte ebenso wie die bereits hinterm Schilfgürtel aufgegangene Sonne. Auch muss ich mit der Belichtungszeit noch experimentieren, um optimale Ergebnisse zu erhalten. Hier einige Resultate.

Doch diese Aufnahmen haben nichts mit der Realität zu tun, die wir am Samstag antrafen. Die Kaskaden sind Kult, absoluter Kult! Man kann es nicht glauben, man muss es erlebt haben, welche Massen sich hier zum geselligen Miteinander einfinden. Und das überwiegend Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung. Suhlen als große Massenveranstaltung, kein Flashmob, keine Aktion sozialer Netzwerke, einfach nur so!

 

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Faszination Toskana: Massa Marittima

Massa Marittima gehört sicher nicht zu den ganz bekannten Städten in der Toskana, doch das hat auch sein Gutes: Die großen Touristenströme gehen an dieser Perle mittelalterlicher Baukunst vorbei. Auf einem Bergrücken in 380 m Höhe nordwestlich von Grosseto gelegen, reicht das Panorama bis ans Meer.

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Der Aufschwung von MM kam im 9. Jahrhundert, als der Bischofssitz aus Sicherheitsgründen von Populonia hierher verlegt wurde. Im 11. Jh. entsand dann die Duomo Cathedrale di San Cerbone, das überragende Bauwerk in der Altstadt.

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Die Freitreppen sind ein beherrschendes Stilelement des Doms …

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und ein überzeugendes Gestaltungselement für die Piazza Garibaldi, die sich vor dem Dom ausbreitet.

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Natürlich hat das ehemalige Bergbaustädtchen noch mehr zu bieten, wie zum Beispiel die mächtigen Befestigungsanlagen, die sich über steile Treppen erschließen. Beim Schlendern durch die engen Gassen fällt die Beschaulichkeit auf. Dies ist kein Zufall, ist die Stadt doch seit 1999 Mitglied in der Cittaslow Bewegung, einem inzwischen internationalen Netzwerk zur Entschleunigung und Erhöhung der Lebensqualität in Städten.

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So machten auch diese alten Frauen, die sich nach dem Einkauf auf einer Bank vor dem Laden bei einem Schwatz erholten, einen völlig entspannten Eindruck. Für das Foto rückten sie sich gerne zurecht.

Die Hauseingänge in der Altstadt sind meist noch mit schweren Holztüren und gediegenen Türklopfern gesichert.

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Etwas weniger entspannt waren die beiden alten bzw. sehr alten Damen, die diesen Fiat 500 fuhren, zu einem Foto waren sie nicht zu bewegen – schade!

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Weitere Beiträge zur Toskana: Toscana, Herbst in der Toscana, Strandfüchse, Giardino dei Tarrocchi, Faszination Toscana: Siena, Vom Chianti in die Maremma

Vom Chianti in die Maremma

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Castello di Brolio

Das Castello di Brolio gilt als Symbol für die Weinbauregion Chianti Classico. Bereits seit 1141 ist das Castello im Besitz der Familie Ricasoli. Seit 1993 betreibt hier Baron Francesco Ricasoli den Weinbau nach einem Konzept nachhaltiger Bewirtschaftung. Mit der Rückbesinnung auf die alten Rebsorten wurde Ricasoli zum Motor einer Bewegung, die sich den qualitativ hochwertigen Ausbau des Chianti Classico auf die Fahnen geschrieben hat. Das Weingut Ricasoli ist das größte im Anbaugebiet Chianti Classiso und eines der ältesten weltweit.

Vom Castello aus schweift der Blick weit hinaus über die Weinberge.

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Von unserer Unterkunft Podere Casato genossen wir diese herrlichen Lichtspiele.

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Der Ombrone, der hier im Hügelland des Chianti entspringt, durchschneidet auf seinem Weg nach Süden die Crete Senesi, bevor er die Maremma mit Wasser versorgt und unweit von Grosseto ins Meer mündet. Wir folgten dem Flusslauf gen Süden. Am Oberlauf des Flusses besuchten wir die Abbadia di Ombrone. Gegründet 867, war sie eine der ältesten Klosteranlagen des Chianti. Heute ist die Anlage im Privatbesitz.

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Auf unserer Fahrt durch die Crete Senesi passierten wir südlich von Asciano diesen herrlichen Landsitz, der heute als Hotel umfunktioniert ist.

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Das schmale Sträßchen, das in seinem weiteren Verlauf den Bergrücken folgte, bot immer wieder spektakuläre Aussichten.  Die Abbazia di Monte Oliveto Maggiore, deren Kreuzgang für seine Fresken bekannt ist, verfügt auch über eine tolle, alte Allee. Für mich das schönste Motiv.

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Im südwestlichsten Zipfel der Maremma, faszinierte uns das kleine Städtchen Capalbio, dessen Häuser wie Schwalbennester auf einem Hügel kleben. Unweit des Städtchens befindet sich der Tarotgarten, der eine Besichtigung lohnt. Siehe auch: Giardino dei Tarrocchi

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Westlich von Grosseto zeigte sich unsere Lieblingsallee wieder einmal in einem ganz neuen Licht.

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Weitere Berichte zur Toskana: ToscanaHerbst in der ToscanaStrandfüchse, Giardino dei Tarrocchi, Faszination Toscana: Siena

 

 

 

 

Giardino dei Tarrocchi

Am südlichen Rand der Maremma, nahe dem herrlichen Städtchen Capalbio, schuf die Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930 – 2002) mit dem Tarot-Garten in den Jahren 1978 bis 1998 ihr Lebenswerk.

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Inspiriert von Antoni Gaudi und Friedensreich Hundertwasser setzte sie ihre Auffassung vom Leben in Gestalt um. „Das Leben ist wie ein Kartenspiel; wir werden geboren ohne die Regeln zu kennen, aber jeder von uns muss mit dem Blatt spielen, das er bekommt.“ Gemäß dieser Grundüberzeugung gestaltete sie in Anlehnung an die Arkana der Tarotkarten 22 phantastische Figuren.

Die nachfolgenden Bilder durch anklicken vergrößern.

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Düstere Aussichten

… düstere Aussichten gab und gibt es immer wieder. Auf dem Castello di Brolio in der Toscana, traf ich auf eine Installation kopfloser Geschlechtsloser. Zusammen mit dem aufziehenden Gewitter verdichtete sich das Szenario zu einem düsteren Gesamtkunstwerk, das die derzeitige Schar unserer weltpolitischen Führungselite in beängstigend realer Weise verkörpert. Na dann gute Nacht!

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Bei den Figuren handelt es sich um die Installation „Kinder“ von Madalena Abakanovicz (20.06.1930 – 20.04,2017). Abakanovicz war bereits in den 60er-Jahren eine hoch dekorierte Künstlerin. Ihre Figureninstallationen der 90er-Jahre machte sie „unsterblich“. Nähere Informationen siehe unter Abakanowicz .

 

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