Donnerstag, 06. April,
eigentlich wären wir gerne als einzige Gäste auf unserem herrlich gelegenen Campground geblieben und hätten den Tag in der Sonne genossen. Die hatte sich endlich wieder einmal hervorgewagt und weckte zarte Hoffnungen auf besseres Wetter.
Wir entschieden uns jedoch weiter nordwärts zu fahren. Das schmale Sträßchen nach Russel wandt sich in engen Kurven von Bucht zu Bucht und erlaubte immer wieder tolle Ausblicke auf Land und Meer.
Russel, ein Ausflugs- und Ferienort, ist an der bekannten Bay of Islands gelegen. Von Paihia aus ist der Flecken mit der Personenfähre zu erreichen.
Wer wie wir mit dem Auto unterwegs ist, muss die Autofähre von Okiato nach Opua benutzen, um nach Paihia zu gelangen. Das Hochwasser der letzten Tage hatte auch im Meer erkennbar seine Spuren hinterlassen. Überall, wo ein Fluss- oder Bachlauf das Meer erreichte, war das Blau des Meeres einem warmen Braun gewichen.
Das nördlich von Paihia gelegene Örtchen Waitangi hat für die Maori und Neuseeland große Bedeutung. Hier wurde 1840 der Vertrag zwischen den Maori und der Britischen Krone geschlossen. In diesem Vertrag anerkennen die Maori die Herrschaft der Krone über Neuseeland und erhalten im Gegenzug die volle Anerkennung als Staatsbürger.
Am späten Nachmittag erreichten wir den Campground in Karikari.
Anderntags setzten wir die Fahrt in Richtung Cape Reinga fort. Einerseits sahen wir entlang der Strecke, wie auch in anderen Regionen des Northlands, verfallende Häuser, andererseits waren wir jedoch ob der Besiedelung in dieser völlig abgelegenen Ecke überrascht.
Kurz bevor man das Cape Reinga erreicht, führt ein kurzer Abstecher zu den Te Paki Sanddünen. Dabei handelt es sich um Wanderdünen von beachtlicher Dimension. Die Dünenlandschaft wird zum Land hin vom Flüsschen Te Paki begrenzt. Der Flusslauf bildet dabei eine scharfe Grenze zwischen den unbefestigten Dünen und der günen Vegetation. Der Te Paki Stream durchbricht an dieser Stelle die Wanderdünen und bringt bei extremen Niederschlägen das Oberflächenwasser bis ins Meer.
Damit bildet der Flusslauf zugleich den nördlichsten Zugang zur Ninety Mile Beach und wird von Tourenbussen und Allradfahrzeugen als Autobahn benutzt.
Doch selbst die starken Regenfälle der letzten Tage hatten nicht ausgereicht, den Fluss über mehrere Tage bis an den Strand zu tragen. Das Wasser versickerte noch vor Erreichen der Beach.
Am Cape Reinga, markierte das nördliche Ende des SH 1 auch den nördlichen Wendepunkt unserer Neuseelandtour. Vor wenigen Wochen standen wir noch in Bluff, dem südlichen Ende des State Highway 1. Zwischen beiden Punkten liegen knapp 1500 km Luftlinie.
Wir fuhren die gut 100 km lange Landzunge zurück nach Ahipara, dem südlichen Ende der Ninety Mile Beach. Wer also an den Te Paki Dünen mit seinem Fahrzeug auf die Ninety Mile Beach abgebogen ist, kann hier in Ahipara nach ca. 80 km Fahrt entlang der Wasserlinie den Strand wieder verlassen. Natürlich gibt es auch vorher schon die eine oder andere Möglichkeit, dem Strand zu entrinnen. Schon manches Fahrzeug soll jedoch auf dieser Piste für immer im Sand geendet haben. Die Ninety Mile Beach ist in Neuseeland als offizielle Straße ausgewiesen.
Die Ninety Mile Beach bei Ahipara ist durchaus befahren, doch mit etwas Glück, kann man sogar noch einen Surfer sehen ;-).