Vom Passo di Giau fuhren wir hinab ins Val Fiorentina. Dort folgten wir der SS 203 talaufwärts in Richtung Sellagruppe. Nachfolgend der Blick zurück auf Selva di Cadore mit dem Monte Pelmo im Hintergrund.
Auf unserer Fahrt durch Südtirol entdeckten wir immer wieder größere und kleinere Flächen im Bergwald, die vom Borkenkäfer befallen waren. Was uns erstaunte war, dass man kaum Aktivitäten sah, das befallene Holz zu entfernen. Nun aber, im oberen Abschnitt des Val Fiorentina, trauten wir unseren Augen nicht. Rund 70 – 80 % des Bergwaldes waren tot. An einer zugänglichen Stelle, die für Holzfällarbeiten erschlossen war, machte ich einige Aufnahmen von diesem Trauerspiel.
Mein Interesse war geweckt. Bei weiteren Recherchen erfuhr ich, dass weite Teile Südtirols vom Borkenkäfer befallen sind. Am stärksten betroffen sei das Gadertal, das sich in nördlicher Verlängerung zum Val Fiorentina jenseits des Passo di Campolongo erstreckt. 50% des Waldbestandes sollen dort bereits abgestorben sein.
Die Südtiroler Forstverwaltung macht dafür einen verheerenden Sturm im Jahre 2018 und zwei darauf folgende schneereiche Winter mit erheblichem Schneebruch verantwortlich. Dies hätte in Verbindung mit den trockenen Sommern die Bäume für den Borkenkäfer anfällig gemacht. Fakt ist aber auch, dass man offensichtlich über Jahre das Totholz nicht aus den Wäldern geholt und dadurch für den Borkenkäfer beste Voraussetzungen geschaffen hat.
Besonders beeindruckt hat mich der „Aufruf“ eines Schweizer Försters, der Südtirol als Urlaubsregion schätzt. Er fleht die Südtiroler Verantwortlichen geradezu an, endlich etwas zu tun. Für Interessierte hier der Link. Die Einschätzung der Südtiroler Forstwirtschaft findet sich hier. Ob der kritischen Lage schlägt der Zivilschutz Südtirols Alarm, da er den Schutzwald in seiner Funktion gefährdet sieht. Die Folgen wären gravierend.
Südtirol ohne Bergwald ist unvorstellbar. Doch der Borkenkäfer folgt einer anderen Logik. Bedenkt man, dass sich die Population von Generation zu Generation verzehnfacht und in einem guten Jahr drei Generationen ausreifen können, so kann sich der Befall binnen eines Jahres vertausendfachen. Ganze Wälder werden so vernichtet. Dies kann nicht nur für die betroffenen Bergbauern den Ruin bedeuten sondern kann auch den Tourismus gefährden und hätte fatale Folgen für die Sicherheit der Bewohner.
Oben der Blick auf Livinalongo del Col di Lana (Buchenstein), im Hintergrund die Sella mit dem Piz Boe. Auch hier sind ausgedehnte Waldflächen zu erkennen, die vom Borkenkäder massiv befallen sind (links vorne dunkelbraun) bzw. bereits abgeholzt wurden (links im Mittelgrund).
Vom Pordoijoch aus bestaunten wir Gleitschirm- und Drachenflieger, die sich vom Col Rodella bis zum Sas de Pordoi in ungeahnte Höhen schraubten. Mancher musste sich aber auch in schwierigem Gelände auf eine Außenlandung vorbereiten.
Vom Sellajoch aus eröffneten sich nochmals tolle Ausblicke bevor sich die Passstraße ins Grödnertal hinab wand.