Zurück über den Polarkreis

In Richtung Norden hatten wir ja die zeitaufwendige Küstenroute gewählt, die wir absolut empfehlen können. Für den Rückweg nach Süden entschieden wir uns, von einigen wenigen Abstechern abgesehen, für die direkte Linie über die E6. In einer ersten Etappe passierten wir Narvik.

Auch wenn die Skyline heute vom Hochhaus des Scandik-Hotels aufgewertet wird, hat sich nichts daran geändert, dass das Stadtbild von der Industrie geprägt wird. Noch immer beherrschen die Verladeterminals für Eisenerz aus Kiruna die Küstenlinie. Zwar hält sich die Staubemission inzwischen in Grenzen, dennoch ist rotbraun nach wie vor die vorherrschende Farbe an diesem Industriestandort, dessen Lage vor der alpinen Bergkulisse durchaus beeindruckt.

Auch die E6 führt durch herrliche Landschaften. Doch zum Fotografieren bietet sie wenige Gelegenheiten, denn einfach mal anhalten ist selten möglich. Das Bild oben zeigt die Berge südlich des Ofotfjorden.

Nach einer Übernachtung in Ulsvag unternahmen wir am Morgen einen kleinen Abstecher hinaus auf die Halbinsel Hamaröya. Wir folgten der Straße entlang der Küstenlinie bis zum Ort Presteid am Ende des gleichnamigen Fjords. Dann ging es zurück auf die E6.

Um von einem Fjord zum andern zu gelangen überwindet die E6 so manchen Gebirgszug. Das warme Wetter der letzten Tage hatte die Schmelzwasser anschwellen lassen.

Im Saltdalen, südlich von Rognan, konnte die Saltelva die donnernden Wassermassen gerade noch im Flussbett halten.

Auch oben im Saltfjellet, zu dem auch der Svartissengletscher gehört, schossen die Wassermassen zu Tal.

Kurz nach Überwindung der Passhöhe im Saltfjellet kreuzt die E6 den Polarkreis auf 66,565 Grad nördlicher Breite. Keine Angst, hier hat man dafür gesorgt, dass man dieses Ereignis nicht übersieht. Seit 1990 gibt es hier ein Polarkreiszentrum. Dort kann man all das kaufen, was die Welt nicht braucht. Und dann gibt es natürlich noch ein Monument.

Unsere heutige Etappe endete in Mo i Rana. Wir freuten uns auf die erste Nacht seit langem, in der es wieder – zumindest für kurze Zeit – etwas dunkler werden sollte.

Klar zur Wende

Vom Campingplatz Fjordbotn auf Senja bis zum Fähranleger in Botenham sind es nur wenige Kilometer. Von dort legt mehrmals täglich die Fähre nach Brensholmen ab. Bis Tromsö, dem nördlichen Wendepunkt unserer Reise, ist es dann nur noch ein Katzensprung.

Auf der Fähre trafen wir drei Angler aus Deutschland. Sie waren eine Woche auf Senja, um ihre Fischvorräte aufzufüllen. Beim letzten Wiegen ihrer Gepäckstücke mussten sie feststellen, dass sie 2 kg Übergewicht hatten. Das war gut für uns, denn sie sprachen uns an, ob wir den überzähligen Fisch übernehmen würden. Das taten wir gerne.

Von Brensholmen ging es auf der 862 Richtung Tromsö. Entlang der Küstenlinie trafen wir auf verstreut liegende Ansiedlungen, meist Fischer mit einem kleinen Kutter vor der Haustür. Nach kurzer Fahrt entdeckte ich Nils, der auf seinem „Trockendock“ den Rumpf seines Fischkutters abschliff. Aber nicht etwa maschinell, nein, per Hand! Mit Nassschleifpapier und viel Gefühl war er bei der Arbeit. Nils meinte, dass der Rumpf jedes Jahr einen neuen Anstrich benötigen würde. Gegen das Fotografieren hatte er nichts einzuwenden.

Der weitere Streckenverlauf bis Tromsö war überschaubar. Kurz nach dem Flugplatz verschwanden wir im Untergrund der Stadt, die ihre Verkehrsprobleme mit einem ausgedehnten Tunnelsystem gelöst hat. Als wir wieder ans Tageslicht kamen waren wir tatsächlich genau dort, wo wir hin wollten, am Wohnmobilstellplatz im Stadtzenrum zwischen Hafen und Polarsternmuseum. Der Platz ist zwar nicht toll, aber ideal gelegen. Der Campingplatz hingegen liegt am Stadtrand auf der anderen Seite des Tromsösunds und gilt als notorisch überfüllt.

Tromsö liegt 344 km nördlich des Polarkreises. Das Stadtgebiet zieht sich über mehrere Inseln und das Festland. Die Stadt kann gleich mit mehreren Superlativen aufwarten. Tromsö ist die größte Stadt Skandinaviens nördlich des Polarkreises, ist Heimat der nördlichsten Universität, der nördlichsten Brauerei und der nördlichsten Kathedrale der Welt.

Das nachfolgende Bild zeigt die neue Bebauung zwischen Hafen und Tromsöbrücke an deren Ende (rechts) die Eismeerkathedrale die Blicke auf sich zieht.

Am Jachthafen stoßen moderne und historische Bauwerke hart aufeinander. Dank des warmen Wetters waren die Cafes und Kneipen in Hafennähe gut besucht.

Tromsö trägt den Beinamen „Tor zur Arktis“, denn von hier aus brachen zahlreiche Expeditionen zur Erforschung der Polregionen auf. Ein Denkmal von Roald Amundsen darf da nicht fehlen, denn dieser gilt als der erfolgreichste Polarforscher weltweit. Dass er am 14.12.1911 vor seinem Rivalen Scott den Südpol erreichte, machte ihn unsterblich. Am 18. Juni 1928 brach Amundsen letztmals von Tromsö auf. Er wollte mit einem Flugboot den am Südpol in Not geratenen italienischen Polarforscher Umberto Nobile retten, dabei stürzte er ab. Heute bekommt er billige Konkurrenz. Gleich gegenüber, am Touristshop, sollen mit dieser geschmacklosen Karikatur Touristen angelockt werden.

Zahlreiche Museen bewahren heute das Erbe der Polarforscher und setzen sich mit den Polregionen auseinander. Als Ergänzung zum alten Polarmuseum, wurden in den letzten Jahren weitere Museen südlich des Hafens errichtet. Hierzu gehört das Museum MS Polstjerna, das einen alten Robbenfänger und die Ausstellung Snowhow beherbergt. Diese Ausstellung war leider noch geschlossen – Vorsaison. Doch der Fensterputzer sorgte wenigstens für klare Sicht.

Davor steht das Denkmal von Helmer Hansen, der zusammen mit Amundsen den Südpol erreicht und mit seiner Kenntnis über die Schlittenhunde wesentlich zum Erfolg der Expedition beigetragen hat.

Gleich nebenan folgt das Polaria, das sich mit der Polarforschung befasst. Die auffällige Tragekonstruktion des Museums, soll an Eisschollen erinnern, die sich übereinander an Land schieben. Für diese Idee war ein Architekturpreis fällig.

Südlich des Hafens wurde auf einem ausgedehnten Gelände ein neues Wohnviertel errichtet. Doch welcher Dackel interessiert sich denn für so etwas?

In diesem Viertel kamen ganz unterschiedliche Konzepte zur Umsetzung. Mit den Gewächshäusern und Beeten auf einer Freifläche zwischen den Wohngebäuden wurden für den Norden neue Wege beschritten.

Im Schotterbett um die Gewächshäuser blühte bereits der Islandmohn. Den Mohn mit der leuchtend blauen Farbe entdeckte ich allerdings in einem städtischen Staudenbeet.

Wer mehr über Tromsö und die Stadt im Winter erfahren möchte, kann sich gerne auf dieser Seite umsehen.

An alle Abonnenten

Seit zwei Wochen ist es mir nur mit großem Aufwand möglich, den Kontakt zu euch zu halten. WordPress hat im Bereich der Follower das Layout verändert. Dies hatte zur Folge, dass meine Abonnenten nicht mehr verlinkt sind. Um von mir nicht abonnierte Homepages aufzurufen, muss ich nun alle einzeln aus den Kommentaren herausfischen.

Entgegen bisheriger Erfahrungen klappt die Unterstützung durch WordPress bei diesem Problem nicht. Mehr als das gebetsmühlenartige Wiederholen unsinniger Ratschläge erfolgte bislang nichts.

Ich hoffe dennoch, dass das Problem in absehbarer Zeit gelöst wird und grüße alle

Horst

Austernfischer & Co

Austernfischer ist eine Vogelart, die entlang der norwegischen Atlantikküste weit verbreitet ist. Mit seinem markanten Brutkleid und seinem aggressiven Verhalten während der Brutzeit, ist er einer der auffälligsten Watvögel auch in Norwegen.

Seine scharfen Warnrufe und der halb geöffnete Schnabel sind eindeutige Drohgebärden. Vögel, die diese Warnung nicht respektieren, werden sofort angegriffen.

Austernfischer können bis zu 44 Jahre alt werden. Sie sind sehr gesellig und leben nur während der Brutzeit isoliert. In der Regel pflegen sie eine lebenslange Partnerschaft. Beim Nestbau sind sie nicht anspruchsvoll. Sie können in Bootshäusern, auf Veranden, auf Feldern, Wiesen oder in einer Felsmulde ihre 2 – 4 Eier ablegen, die sie abwechselnd bebrüten. Die nachfolgenden Bilder zeigen einen brütenden Austernfischer in einer Mulde oberhalb der Wasserlinie und das zugehörige Gelege.

Frisch geschlüpfte Jungvögel sind absolute Wollknäuel.

Ein weiterer weit verbreiteter Watvogel ist der Rotschenkel, der bei der Futtersuche auch mal auf Tauchstation geht.

Stönnesbotnen

Dieses Panorama vom Stönnesbotnen auf der Insel Senja besteht aus 10 einzelnen Hochformatfotos und deckt einen Sehwinkel von ca. 160 Grad ab.

Für diese Traumlandschaft lohnt es sich das Stativ auszupacken. Mit einer guten Nodalpunkt-Einstellung lässt sich auch der Vordergrund vernünftig ins Bild integrieren.

Spritztour zum Hesten

Im Norden der Insel Senja zweigt unweit der Ortschaft Mefjordbotten ein schmales Sträßchen von der 862 in Richtung Fjordgard ab. Der Parkplatz am Hafen des Ortes ist gebührenpflichtig. Die teuren Parkgebühren sind verständlich, ist es doch eine der wenigen Möglichkeiten solcher Gemeinden, am Tourismus zu partizipieren.

Der Trailhead liegt am bergseitigen Ortsrand. Der Aufstieg ist problemlos. Bei praller Sonne und hohen Temperaturen ist jedoch, wie bei allen Bergtouren oberhalb der Baumgrenze, die Kreislaufbelastung nicht zu unterschätzen. Der Weg teilt sich vor dem letzten Anstieg auf. Über die rechtsseitige, steile Flanke führt der Trail zum Gipfel auf 556 Meter Höhe. Auf der linken, flacheren Route gelangt man zum Sattel zwischen Segla und Hesten. Von dort aus bietet sich die eindrucksvollste Aussicht auf das massive Horn des Segla, der die Landzunge zwischen Öyfjorden und Mefjorden beherrscht.

Am Sattel angekommen steht man an einer senkrechten Abbruchkante. Spektakulär stürzt die westliche Flanke des Segla über die gesamten 639 m Höhe senkrecht in den Mefjorden. Am linken Bildrand erkennt man Fjordgard am Öyfjorden, den Ausgangspunkt der Tour.

Keinesfalls sollte man vom Sattel direkt zum Gipfel des Hesten aufsteigen, wozu viele Spuren, die sich im Fels verlieren verführen. Dies entwickelt sich zur Kletterei, bei der der sandige Untergrund zwischen den Felsen kaum Halt bietet. Es soll einen Pfad geben, der entlang der Höhenlinie auf die normale Aufstiegsroute führt. Über dessen Begehbarkeit kann ich aber keine Aussage machen. Das Bild unten rechts zeigt den senkrechten Absturz des Hesten in den Mefjorden.

Tourzusammenfassung: Die Wanderung zum Hesten wird als eine der schönsten auf Senja gehandelt. Für die leichte Tour sollte man insgesamt ca. 3 Stunden veranschlagen. Der Gipfel liegt auf 556 m Höhe. Vom Parkplatz am Hafen aus überwindet man auf einer Strecke von rund 2,8 km nahezu die gesamte Höhendifferenz. Bezüglich der Entscheidung Gipfel oder Sattel würde ich unbedingt zum Sattel raten, denn von dort aus ist der Blick auf den Segla am spektakulärsten. Mit jedem weiteren Höhenmeter nimmt dann die Wirkung ab.

Insel Senja

Von Andenes an der Nordspitze der Vesteralen setzten wir morgens mit der frühen Fähre zur Insel Senja über. Obgleich das Wetter ruhig war spürte man auf dem etwas älteren, kleineren Fährschiff die lange Dünung ganz ordentlich. Die Fährverbindung wird nur in den Sommermonaten bedient und bietet eine optimale Routenführung von Bodö über die Lofoten, die Vesteralen und die Insel Senja bis Tomsö. Die Überfahrt dauert knapp zwei Stunden.

Der Zielort Gryllefjord auf Senja ist ein Fischerdorf, dessen knapp 400 Bewohner sich den schmalen Saum entlang des Fjordes teilen. Der Fährbetrieb sprengt nahezu die räumlichen Möglichkeiten dieser Ortschaft.

Wir folgten der 86, bogen aber schon bald auf die 862 in Richtung Lysnes ab. Die Straße windet sich bergwärts und passiert den Krokelvvatnet. Obgleich dieser nur auf rund 300 m Höhe liegt, war er Mitte Juni noch nicht eisfrei.

Nach Untertunnelung des knapp eintausend Meter hohe Storma-Massivs erreicht die Straße den Aussichtspunkt Bergsbotn, der mit einem genialen Blick über den Bergsfjorden aufwartet. Das nachfolgende Panorama habe ich aus 5 hochformatigen Aufnahmen zusammengesetzt.

Die Dichte der landschaftlichen Höhepunkte auf Senja ist einmalig. Als wir am Campingplatz Fjordboten ankammen und dieses fast schon unwirklich schöne Panorama über den Stönnesbotnen in uns aufsaugten, beschlossen wir spontan, noch einen Tag länger zu bleiben.

Im Bann der Mitternachtssonne

Wirklich dunkel wurde es selbst im Süden Norwegens nicht und ab Trondheim wurde es gegen Mitternacht halt etwas dämmrig. Seit wir kurz vor Bodö den Polarkreis überschritten hatten, bewegten wir uns tatsächlich im Bereich der Mitternachtssonne. Wenn man es genau nimmt, ist es ja so, dass am Polarkreis die Sonne nur am 21. Juni, also zur Sommersonnwende, über dem Horizont (Meeresspiegel) bleibt. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr Tage mit Mitternachtssonne kann man genießen und desto weiter bleibt die Sonne überm Horizont.

Wer die Mitternachtssonne fotografisch festhalten möchte, sollte in Nordrichtung freie Sicht haben. Der Strand des Campingplatzes in Andenes, an der Nordspitze der Vesteralen, bietet dafür beste Voraussetzungen. Das nutzten auch die Fotografen im oberen Bild, um eine Zeitraffersequenz zu drehen.

Damit man sich von der Beleuchtung / Helligkeit ein besseres Bild machen kann, habe ich das letzte Bild mit dem Licht aufgenommen. Der Aufnahmezeitpunkt war 1:20 Uhr Sommerzeit, also kurz nach Mitternacht gemäß MEZ. Die Situation lässt sich ungefähr mit der bei uns rund eine Stunde vor Sonnenuntergang vergleichen. Ohne Nebel und Dunst über dem Meer, hätte es wahrscheinlich kaum eine Verfärbung am Himmel gegeben. Die Farbwirkung der beiden ersten Bilder rührt insbesondere von der kurzen Belichtungszeit beim direkten Ausrichten der Kamera in die Sonne. Diese kurze Belichtungszeit war durchaus auch gewollt, um einen sauberen Schattenriss der Personen zu erhalten.