Zurück über den Polarkreis
In Richtung Norden hatten wir ja die zeitaufwendige Küstenroute gewählt, die wir absolut empfehlen können. Für den Rückweg nach Süden entschieden wir uns, von einigen wenigen Abstechern abgesehen, für die direkte Linie über die E6. In einer ersten Etappe passierten wir Narvik.
Auch wenn die Skyline heute vom Hochhaus des Scandik-Hotels aufgewertet wird, hat sich nichts daran geändert, dass das Stadtbild von der Industrie geprägt wird. Noch immer beherrschen die Verladeterminals für Eisenerz aus Kiruna die Küstenlinie. Zwar hält sich die Staubemission inzwischen in Grenzen, dennoch ist rotbraun nach wie vor die vorherrschende Farbe an diesem Industriestandort, dessen Lage vor der alpinen Bergkulisse durchaus beeindruckt.
Geschichtlicher Einschub: Rund um Narvik wird man immer wieder durch Hinweistafeln und Gedenkstätten an die Schlacht um Narvik erinnert und im Stadtzentrum werden die Ereignisse in einem „Kriegsmuseum“ aufgearbeitet. Hier eine kurze Zusammenfassung: Am 9. April 1940 drang die deutsche Marine mit 10 Zerstörern in den Ofotfjorden ein, und besetzte Narvik mit seinem kriegswichtigen Erzhafen. Bereits am Folgetag wurden die Deutschen von einer englischen Flotillie überrascht. Zwei deutsche Zerstörer wurden sofort versenkt, mehrere teils schwer beschädigt. Alle verbliebenen Schiffe wurden zwei Tage später in einer Seeschlacht versenkt oder nach Aufgabe selbst gesprengt. In den folgenden Wochen brachten die Alliierten 24500 Mann an Land und zwangen die 4600 Mann starke deutsche Besatzung am 28. Mai 1940 zum Rückzug aus Narvik. Doch bereits zuvor zeichnete sich eine Wende ab. Als den Alliierten Truppen an der Westfront in Dünkirchen die Niederlage drohte, begannen sie aus anderen Regionen ihre Truppen abzuziehen, auch aus Narvik. So konnte die Wehrmacht am 8. Juni 1940 die Stadt erneut besetzen. 8500 Menschen kamen in dieser kurzen Zeit ums Leben.
Auch die E6 führt durch herrliche Landschaften. Doch zum Fotografieren bietet sie wenige Gelegenheiten, denn einfach mal anhalten ist selten möglich. Das Bild oben zeigt die Berge südlich des Ofotfjorden.
Nach einer Übernachtung in Ulsvag unternahmen wir am Morgen einen kleinen Abstecher hinaus auf die Halbinsel Hamaröya. Wir folgten der Straße entlang der Küstenlinie bis zum Ort Presteid am Ende des gleichnamigen Fjords. Dann ging es zurück auf die E6.
Um von einem Fjord zum andern zu gelangen überwindet die E6 so manchen Gebirgszug. Das warme Wetter der letzten Tage hatte die Schmelzwasser anschwellen lassen.
Im Saltdalen, südlich von Rognan, konnte die Saltelva die donnernden Wassermassen gerade noch im Flussbett halten.
Auch oben im Saltfjellet, zu dem auch der Svartissengletscher gehört, schossen die Wassermassen zu Tal.
Kurz nach Überwindung der Passhöhe im Saltfjellet kreuzt die E6 den Polarkreis auf 66,565 Grad nördlicher Breite. Keine Angst, hier hat man dafür gesorgt, dass man dieses Ereignis nicht übersieht. Seit 1990 gibt es hier ein Polarkreiszentrum. Dort kann man all das kaufen, was die Welt nicht braucht. Und dann gibt es natürlich noch ein Monument.
Unsere heutige Etappe endete in Mo i Rana. Wir freuten uns auf die erste Nacht seit langem, in der es wieder – zumindest für kurze Zeit – etwas dunkler werden sollte.