Als wir an einem trüben Januarmorgen Charmes in Richtung Nancy verließen, passierten wir am Ortsrand eine verfallene Industrieanlage. Die Ausdehnung des Areals war gewaltig. Einfach vorbeifahren war natürlich unmöglich, also wendete ich bei nächster Gelegenheit. Wir umrundeten das Gelände und fanden schließlich auch ein einigermaßen brauchbares Schlupfloch.
Dass das Eingangsgebäude vormals repräsentativen Charakter hatte, ist noch heute erkennbar, auch wenn der Seiteneingang zum Haus eher an Dornröschen erinnerte.
Dahinter wurde das Areal von einem einstöckigen, langgezogenen Gebäudekomplex begrenzt in dem sich auf mehreren 100 m Länge ein Raum an den anderen reihte. Den Türen nach zu urteilen waren hier einst diverse Werkstätten untergebracht.
(Zum Vergrößern anklicken.)
Gegenüber öffnete sich ein Platz. Dieser gab den Blick auf zwei große Hallen frei. Dem gesamten Erscheinungsbild nach zu urteilen, könnte es sich um ein Kraftwerk mit Kesselhaus und vorgelagertem Generatorenhaus gehandelt haben.
Auf der rechten Seite des Platzes standen ausgedehnte Fabrikationshallen – alle baufällig. Die Dächer waren undicht und zum Teil bereits eingefallen. Die Isolation hing tropfnass von der Decke. Bruchstücke der Sheddachverglasung warteten in ihren Rahmen geduldig auf den geringsten Anlass, herunterfallen zu dürfen. Veralgte und vermooste Böden, blühende Wände, zurückgelassene Tonnen und andere Behältnisse bildeten die einzigen Farbtupfer.
Durch die Lücken in der Dachisolation fiel das fahle Licht des nebelgrauen Tages.
Jenseits des Kraftwerks lag eine riesige Fläche. Von Gebäuden und Gebäuderesten umrahmt, türmte sich auf dem Gelände ein Schuttberg am anderen. Häuser und Hallen waren eingestürtzt und der Schutt nur notdürftig zusammengeschoben. Doch auch das dürfte bereits vor etlichen Jahren passiert sein. Seitdem gammelt alles vor sich hin.
Obgleich ich mich sehr beeilte, benötigte ich für meine Runde durch die Ruinen 1 1/2 Stunden. Eigentlich wäre dies ein Job für Tage gewesen.
Das Areal liegt zwischen der D157 und der Rue des Bretonnes. Leider konnte ich bis heute nicht in Erfahrung bringen, um welche Firma es sich gehandelt hat. Vielleicht kann mir ja ein Leser einen Tipp geben.
Der erste Hinweis auf einen infrage kommenden Betrieb kam von meinem Bruder Reiner. 1864 wurde in Charmes eine Brauerei gegründet, die ab 1936 als Kanterbräu firmierte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Brauerei wieder aufgebaut und prouzierte ab den 50er-Jahren jährlich 70000 Hektoliter Bier. Nach Fusion mit anderen Brauereien wurde die Produktion in Charmes 1971 eingestellt. Siehe hierzu: https://www.wikizero.com/fr/Brasserie_de_Charmes
Die Lage der Brauerei, die sich aus dem unteren Bild ergibt, lässt diesen Hinweis zutreffend erscheinen (Quelle des Bildes wikizero).

einen Tipp kann ich dir leider nicht geben, aber bei uns wäre so ein Areal schon lange komplett abgerissen und neu vermarktet worden.
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Da hat dein Herz sicher höher geschlagen….tolle Fotomotive, super umgesetzt!
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Ja, man müsste nur mehr Zeit haben.
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