Fährhafen Genua

Nach unserem Zwischenstopp im Tessin hatten wir nur noch eine kurze Etappe bis Genua. Dort hatten wir die Nachtfähre nach Sardinien gebucht. Genua hat auch interessante und lebenswerte Stadtteile, doch wer diesen Moloch, der in weitem Bogen vom Meer aus wie ein Krebsgeschwür die steilen Berghänge des Apennin überwuchert, nur von der Autostrada oder vom Hafen her kennt, muss diese pulsierende Stadt für ein absolutes Drecknest halten.

Häfen haben eine ganz besondere Atmosphäre. Sie lösen in mir unwillkürlich das Gefühl aus, auf großer Fahrt zu sein. Die Spannung lässt nach, sobald man die Gewissheit hat, am richtigen Port angekommen zu sein und macht der Neugierde Platz. Ganz anders als an einem Flughafen, wo dutzende von Anzeigetafeln und Durchsagen eine Hektik verbreiten, haftet einem Seehafen fast etwas geruhsam Antiquiertes an. Mir gefällt diese Atmosphäre.

Fahrzeuge, nach Höhe wohl sortiert und in langen Kolonnen aufgereiht, füllen das ausgedehnte Areal am Kai. Alle warten auf den entscheidenden Wink des Lademeisters, um in den Schiffsrumpf einzufahren. Doch vom Check in bis zum Bording vergeht mehr als eine Stunde. Zeit genug für einen Schwatz mit dem Nachbarn oder um das Areal zu erkunden. Dann ist endlich unsere Reihe dran.

Einer bleibt immer zurück.

Vom Parkdeck 3 der Fähre geht es mit dem Aufzug hinauf auf Deck 7. Dort beziehen wir schnell unsere Kabine für die Nacht, um sogleich weiter auf Deck 9 zu eilen. Von hier oben kann man die gewaltigen Dimensionen von Genuas Fährhafen einigermaßen erfassen.

Fährschiffe kommen und gehen, wie bei uns die Busse im ZOB. Die dunkle Rauchfahne, die schon lange aus dem Schornstein unserer Fähre quillt, wird noch dunkler und zieht hinüber zur Stadt.

Unmerklich setzt sich das Schiff in Bewegung, nimmt Fahrt auf und verlässt den Hafen.

Früh morgens, noch vor Sonnenaufgang, war ich zur blauen Stunde wieder an Deck. Pechschwarz legte sich die Rauchfahne unserer Fähre übers Meer. Kurze Zeit später ging über Korsika die Sonne auf. Der Sommer beginnt.


12 Gedanken zu “Fährhafen Genua

  1. Wunderbar beschrieben, das herrliche Vorgefühl, bevor man auf eine Fährüberfahrt geht. Und wenn man dann noch das Glück hat, dass auf dem Schiff solch eine blaue Stunde im Preis inbegriffen ist 🙂

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  2. Hallo Horst,
    Vielen Dank, dass Du uns mit Deinen herrlichen Fotos mit ‚auf die Reise‘ nimmst. Durch die Bilder und Kommentare spuert man richtig das pulsierende Leben des Faehrhafens. Auch die herrliche Ruhe wenn das Schiff draussen ist auf dem Meer. Fehlt nur noch der Geruch 😉
    Weiter viel Spass und schoene Eindruecke
    Wuenschen
    Gudrun und Herbert

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  3. Hallo Horst, da hört man den Vielfahrer raus. Ich war immer froh, wenn ich aus den Blechkähnen wieder heil heraus war. Aber deine Einstellung erleichtert es einem, die Anspannung zu mildern. Tolle Fotos, v.a. durch die Verdichtung, die das Tele erzeugt. Etwas beklemmend die schwarzen Rauchfahnen. Noch immer verbrennen diese Fähren Schweröle und verpesten die Umwelt. Liebe Grüße einen schönen Urlaub mit vielen Fotomotiven, Jürgen.

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  4. Die Bilder wecken Erinnerungen! Ich bin gespannt, welche Parallelen zu meiner Reise Du mir bietest. Ich wünsche Euch schönes Wetter und gute Fahrt.
    LG
    Ursel

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  5. Hallo Horst,
    Klasse Fotos. -einer bleibt zurück- zaubert ein Schmunzeln ins Gesicht. Die Aufnahmen in der blauen Stunde sind der Hit. Wünsche Euch weitere wunderschöne Tage.
    Liebe Grüße
    Brigitte

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