Das Skistadion in Garmisch wurde für die Olympischen Winterspiele 1936 erbaut. Die hufeisenförmige Anlage, die sich zu den Schanzen hin öffnet, war ursprünglich nur für die Sprungwettbewerbe vorgesehen. Das gesamte Ensemble überzeugte jedoch bereits vor Olympia derart, dass man weitere Disziplinen sowie die Eröffnungs- und Schlussfeier in das Stadion verlegte.
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Und heute? Es heißt zwar, dass immer wieder viel Geld in Umbau und Erhalt der Anlage geflossen sei, doch das ist ihr nicht anzumerken. Vielmehr sieht die Skisprung-Arena, die jährlich Zehntausende zum Neujahrsspringen lockt, aus, als sei sie seit 1936 dem Verfall preisgegeben worden.
In einer offiziellen Erklärung der Stadtverwaltung an die Touristen vom 23. Juni 2020 liest sich das so: „Seit 1936 hat das Olympia Skistadion viel erlebt und gesehen, was nicht immer spurlos an ihm vorbei gegangen ist.“
Als Besucher fragt man sich, weshalb man eine solche Anlage derart hat verkommen lassen. Mir fallen nur drei mögliche Gründe ein:
- Der Poker um möglichst viele Zuschüsse
- Misswirtschaft und
- größenwahnsinnige Projektvorstellungen für deren Finanzierung sich niemand findet.
Wie auch immer, seit 2018 wird nun saniert. Im Innenhof wurde für eine neue Rasenfläche bereits ein Vermögen vergraben und auch die beiden Kurven scheinen weitgehend fertig zu sein. Die beiden Tribünenflügel sind auch im Juni 2020 noch im baufälligen Zustand erhalten. Die Sanierungskosten, die einmal auf 6 Millionen geschätzt wurden, werden inzwischen auf ca. 11 Millionen veranschlagt.
Diese Aufnahme zeigt das bereits sanierte Osttor. Links schließt sich die sanierte Ostkurve an, während rechts die baufällige Osttribüne folgt.
Die verschleppte Sanierung des Skisprungstadions ist nicht die einzige Blamage, die Garmisch-Partenkirchen als Austragungsort für sportliche Großereignisse ins Gerede gebracht hat. Der letzte Flop war der Neubau der Großen Olympiaschanze 2007. Dass die Kosten von knapp 10 auf gut 17 Millionen in die Höhe schossen war zwar ärgerlich, wäre aber zu verkraften gewesen, wenn sich wenigstens das Ergebnis hätte sehen lassen können. Trotz vielfacher Würdigung der „gelungenen“ Architektur war dem jedoch nicht so. Der neue Schanzentisch wurde 10 m höher gelegt als der alte. Dass er dadurch im Strömungskanal der nachmittags einsetzenden Aufwinde zu liegen kam, konnte in Garmisch natürlich keiner wissen, da hatte man offensichtlich nur größere Flugweiten im Kopf. 2011 war dann klar, dass unter diesen riskanten Bedingungen keine Großveranstaltung mehr stattfinden würde. Das seit 1920 durchgeführte Neujahrsspringen stand damit auf der Kippe. Ein aufwendiger Windschutz wurde notwendig, um die Schanze zu retten.
Sicher ist, die Sanierung des Stadions ist noch lange nicht zu Ende. Es bleibt Allen zu wünschen, dass künftige Skisprungwettbewerbe in einem würdigen Rahmen ablaufen können. Die Sportler hätten es verdient, dem historischen Gebäudekomplex würde es gut zu Gesicht stehen und dem Ansehen des Wintersportortes Garmisch-Partenkirchen würde es sicher nicht schaden.