Nach dem Mauerfall am 9.11.1989 nahmen noch im selben Jahr die Kunstverbände der BRD und der DDR Gespräche auf. Mit dem Zusammenschluss beider Verbände wurde als erstes gemeinsames Projekt die Bemalung der Mauer in der Mühlstraße beschlossen.
Hieraus resultierte der offizielle Auftrag des Ministerrats der DDR zur Schaffung der East Side Gallery in der Mühlstraße.
Hierzu wurden 118 Künstler aus 21 Ländern eingeladen, die insgesamt 106 Bilder direkt auf die bestehende Mauer auftrugen.
Am 28.09.1990 wurde die Galerie eröffnet und bereits 1991 unter Denkmalschutz gestellt.
Auf der Homepage der Interessenvertretung East Side Gallery steht unter anderem:
„Die East Side Gallery versteht sich als Denkmal für den Fall der Mauer und der friedlichen Überwindung von Grenzen und Konventionen zwischen Gesellschaften und Menschen …“.
Es ist an der Zeit, dass wir uns auf diese kluge Formulierung besinnen, denn heute werden wieder mehr Mauern hochgezogen als eingerissen.
Die Bodenspekulation ist zum Beispiel eine solche Mauer, die dazu geeignet ist, unsere Gesellschaft zu spalten. So wurde trotz Denkmalschutz ein Mauerstück entfernt, um Platz für ein Appartementhochhaus mit freiem Blick und freiem Zugang zum Spreeufer zu schaffen. Die East Side Gallery scheint trotz ihrer historischen und gesellschaftlichen Bedeutung durchaus gefährdet.
Wo die jeweiligen Mauern verlaufen, ist jedoch nicht immer eindeutig auszumachen.
Dies zeigt auch der Blick zu den Konzernzentralen auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Insgesamt scheint mir die East Side Gallery mehr ein Mahnmal für die Gegenwart und Zukunft zu sein, denn als rückgewandte Gedenkstätte.
Ein Besuch der längsten Open Air Gallrey der Welt ist jedem dringend anzuraten.