Biosphärengebiet Schwäbische Alb

Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen bildet heute die Kernzone des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Dieses wurde 2008 als erstes Gebiet dieser Art in Baden-Württemberg ausgewiesen.

Die 16 Biosphärengebiete in Deutschland sind UNESKO Biosphärenreservate (BSR). Ein BSR ist eine von der UNESCO initiierte Modellregion, in der nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht exemplarisch verwirklicht werden soll.

Biosphärenreservate gliedern sich in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen:

  • Kernzonen sollen sich vom Menschen möglichst unbeeinflusst entwickeln und haben einen ähnlichen Status wie Naturschutzgebiete.
  • Die Pflegezonen sollen überwiegend wie Natur- oder Landschaftsschutzgebiete geschützt werden.
  • In den Entwicklungszonen soll eine vorbildliche ökologisch ausgerichtete Wirtschaftsentwicklung unterstützt werden.

Der Truppenübungsplatz Münsingen war 1895 auf dem Münsinger Hardt von der Militärverwaltung Württembergs errichtet worden. Als dort 2005 der Betrieb eingestellt wurde war durch die über 110 Jahre andauernde militärische Nutzung eines der größten nicht von Straßen zerschnittenen Offenlandgebiete Deutschlands entstanden. Da dieses Gebiet aufgrund seiner hohen Kampfmittelbelastung nur extensiv genutzt werden kann, stellt es einen idealen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Durch die Auflassung des Truppenübungsplatzes wurden in dessen Randbereiche größere Flächen an die angrenzenden Gemeinden zurückgegeben, so dass sich in dem ohnehin strukturschwachen Gebiet der mittleren Alb ein zusätzlicher Entwicklungsbedarf ergab. Damit waren ideale Voraussetzungen für ein Biosphärenreservat gegeben.

Seit 2006 ist das ehemalige Sperrgebiet auf ausgewiesenen Wegen für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir unternahmen eine Tour unter Führung eines TrÜP-Guides. Das ist „Neudeutsch“ und heißt Truppenübungsplatz-FührerIn. Geführte Touren haben den Vorteil, dass man zu den sehr guten Informationen auch Zugang zu Einrichtungen erhält, die man auf eigene Faust nicht besichtigen könnte.

Unsere erste Station war der ehemalige militärische Beobachtungsturm Waldgreut. Mit 20 m Höhe ist er der kleinste von drei Türmen, die einst zur Beobachtung von Manövern und Panzerschießübungen dienten. Heute bieten sie eine weite Sicht über die Offenflächen des Münsinger Hardts.

Warnschilder und Informationstafeln verweisen auf die besondere Vergangenheit dieser Region.

Unser nächstes Ziel war der Zielbauunterstand (ZBU). Von diesem Bunker aus wurden per Seilwinde und Stahlseil die Zielscheiben auf der Panzerschießbahn bewegt.

Zuerst kam natürlich ein Hinweisschild, erst dann der Bunker.

Die Stahlseile, mit deren Hilfe die Panzerzielscheiben im Gelände bewegt wurden, wurden über Rollen aus dem Bunker geführt und dann über den Verteiler in unterschiedliche Richtungen abgelenkt.

Um das gesicherte Schloss der massiven Stahltür des ZBU zu öffnen, bedurfte es mehrerer Hände. Geschafft! Die Tür öffnete sich und gab den Blick ins Innere des Zielbauunterstandes frei.

In langen Reihen angeordnet, füllten große Seilwinden den schmalen Raum. Mit zahlreichen Hebeln, Stellrädern und Messinstrumenten ausgestattet, war es den Maschinisten möglich exakt festzulegen, wie schnell und wie weit eine Zielscheibe bewegt werden soll.

Im Raum dahinter stand ein Achtzylinder Dieselmotor, der die Seilwinden antrieb.


11 Gedanken zu “Biosphärengebiet Schwäbische Alb

  1. Lieber Horst,
    ein sehr interessant geschriebener Bericht. Ich kannte so eine Anlage bisher nicht, wieder dazu gelernt. Danke für’s virtuelle mitnehmen und zeigen.
    Liebe Grüße
    Brigitte

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  2. Also ich war dort auch schon öfters und auch im Dorf Gruorn. Den Turm kenne ich auch und wir haben damals auch die Kaserne in Münsingen angeschaut. Warum kenne ich den Bunker nicht ?
    Das ist an mir vorbeigegangen bzw. wurde dieser uns nicht gezeigt. LG Manni

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      1. Ja, deinen Beitrag hatte ich schon einmal gelesen, doch eine Auffrischung konnte nicht schaden. Der Hinweis auf das Familientreffen Kuhn löste bei mir die Frage aus, ob du wohl verwandschaftliche Verbindungen zu Gruorn hast? Die Geschichte Gruorns hast du ja sehr detailreich zusammengefasst. Herzlichen Dank!
        Horst

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      2. Also ich war völlig überrascht mit dem Namen Kuhn.
        Vor Jahren habe ich mal einen Stammbaum unserer Familie gemacht und bin bis 1813 gekommen. Vorfahren kamen auf dem Raum Reutlingen. Also ganz ausgeschlossen ist das vielleicht nicht. Reutlingen-Münsingen ist auch kein Thema. Wer weiß vielleicht muss ich da nochmals genauer nachforschen.
        Danke

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  3. Hallo Horst,
    danke für diesen für mich sehr interessanten Beitrag!
    Als Wehrdienstleistender hab ich dort selbst noch „rumgeballert“. 🙂
    Nun ist es für mich sehr schön zu sehen was derweil aus dem Gelände geworden ist.
    Viele Grüße
    Jochen

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      1. Ich war in Ulm stationiert. Deshalb haben wir dort nie übernachtet. Wenn du von ehemaligen Pferdeställen sprichst meinst du sicher Breithülen. Im dortigen Gestüt hat man einst die Pferde für die Wehrmacht gezüchtet. Heute ist der Bereich als Wohnsiedlung von rekomunalisiert und gehört zu Heroldstadt.

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