Gruorn, das verschwundene Dorf

Auf den Hochflächen der Schwäbischen Alb war es schon immer schwierig Landwirtschaft zu betreiben. Dies war nicht nur dem rauen Klima, sondern insbesondere auch dem Wassermangel geschuldet. Da die dort anstehenden Juraformationen das Wasser durchlassen, waren Ansiedlungen nur möglich, wenn das Gelände das Anlegen einer „Hüle“ zuließ. Hierzu wurde eine Senke mit Ton ausgekleidet, so dass sich dort das Oberflächenwasser sammeln konnte. Ganz anders bei Gruorn. Diese Ortschaft wurde an einem Vulkanschlot des Schwäbischen Vulkans gegründet, dessen wasserundurchlässiger Basalttuff für eine natürliche Hüle (Maar) sorgte. Deshalb war Gruorn bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1254 bereits ein stattliches Bauerndorf mit mehreren hundert Einwohnern. Die Anfänge der Gemeinde reichen jedoch weiter zurück, denn bei Untersuchungen der Stephanuskirche konnte man Teile des Kirchenschiffes auf das Ende des 11. Jahrhunderts datieren.

Quelle: https://gruorn.info/geschichte/

Gruorn war also ein Ort mit Geschichte, als 1937 von der Reichsführung die Entscheidung getroffen wurde, den seit 1896 bestehenden Truppenübungsplatz auszuweiten. Auch die Gemeinde Gruorn war davon betroffen. Den 665 Einwohnern blieben für die Umsiedlung ganze zwei Jahre. Die entvölkerten Häuser wurden in den militärischen Übungsbetrieb einbezogen bis sie zerschossen waren oder aus Gründen der Sicherheit gesprengt werden mussten. Nur zwei Gebäude überlebten diese Zeit, die zerfallende Stephanuskirche mit Friedhof und das Schulhaus gegenüber.

Beim Treffen ehemaliger Bewohner, deren Nachfahren und anderer Interessierter kam es 1968 zur Gründung des „Komitees zur Erhaltung der Gruorner Kirche“. Diesem Komitee, ist es zu verdanken, dass die Kirche heute ein echtes Kleinod ist mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert und modernen Glasfenstern, welche an die bewegende Geschichte Gruorns erinnern. Auch der Friedhof wird von diesem Komitee gepflegt.

Seit seiner Schließung ist der Truppenübungsplatz auf ausgewiesenen Wegen frei zugänglich und damit auch Gruorn wieder zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Vom Wanderparkplatz Trailfinger Säge aus sind es nur knapp 2 km bis zur „Ortschaft“. Zwischen Ostern und Allerheiligen finden an Sonn- und Feiertagen jeweils um 14.30 Uhr öffentliche Geschichts- und Kirchenführungen statt. Treffpunkt ist vor der Kirche.

Im ehemaligen Schulhaus sind heute eine Gaststätte und ein Museum untergebracht. Letzteres ermöglicht weitere Einblicke in das ehemalige Dorfleben. Auf einem Rundweg durch die einstige Gemeinde sind nur noch einzelne Mauerrest auszumachen. Nachfolgend die Überreste eines Treppenaufgangs, der einmal zum Hauseingang eines Bauernhauses gehörte.

Aktuell betreibt die Firma Daimler Truck die Wiederherstellung der durch den Militärbetrieb schwer ramponierten Dorfhüle. Dies erfolgt im Rahmen einer naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahme, da Daimler und andere Autofirmen die ehemalige Panzerringstraße zu Testzwecken nutzen.

Weitere Informationen zu Gruorn findest du hier oder bei mannisfotobude.

Führungen in Gruorn und auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz können bei der Touristik Information Münsingen gebucht werden.


11 Gedanken zu “Gruorn, das verschwundene Dorf

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