Lofoten_1

Gut geplant ist eben nur halb gewonnen. Eigentlich sollte meine Maschine am 21. Februar, morgens um 6:05 Uhr nach München abheben. Von dort aus sollte es dann nach Tromsö weitergehen, Ankunft dort 11:30 Uhr. Genügend Zeit um meinen Camper zu übernehmen und einzukaufen. Doch es kam alles ganz anders.

Um 6:45 Uhr annullierte die Lufthansa den Flug nach München und schickte uns Passagiere erneut zum Einchecken. Dort nahmen wir unsere Umbuchungen entgegen. Für mich ging es über Hamburg und Oslo nach Tromsö. Neue Ankunftszeit: 19:05 Uhr. Somit konnte ich das Wohnmobil nicht mehr übernehmen und musste ein Hotel buchen. Als ich im Hotel ankam, war die Buchung nicht durchgekommen, das Hotel voll belegt. Freundlicher Weise wurde mir das einzig freie Zimmer in einem Hotel in der Umgebung reserviert, für nur 200€ – ein Schnäppchen.

Mit dem Fahrzeugvermieter hatte ich unterwegs vereinbart, dass ich den Wagen am anderen Morgen gleich um 8:00 Uhr übernehmen kann. Nun erreichte mich die Nachricht, dass es 9:00 Uhr würde. Als ich dort um 9:30 Uhr ankam, war das Fahrzeug noch nicht gerichtet und es war ein völlig anderes. Wie auch immer, schließlich war es 11:30 Uhr, als ich die Vermietungsstation verließ und den Wassertank musste ich auch noch befüllen, weil beim Vermieter alles eingefroren war.

Es war kurz vor 14 Uhr als ich eingekauft hatte und endlich in Richtung Lofoten aufbrechen konnte. Tauwetter und Regen hatte eingesetzt. Die Fahrbahn war mit einer dicken Eisschicht überzogen. An Steigungen, wo sich im Eis Fahrrinnen gebildet hatten, schossen reißende Bäche und in den Senken standen riesige Seen, da das Wasser nicht ablaufen konnte. Immerhin lag gut ein Meter Schnee neben der Straße und tags zuvor erreichten die Temperaturen gerade mal 15 Grad minus. Dank der Spikes in den Reifen war das Fahren dennoch kein Problem. Von Tromsö ging es auf der E8 in Richtung Södost zur E6, der Hauptroute in Nord-Süd-Richtung. Den ersten Fotostopp legte ich kurz vor Einmündung in die E6 ein. Das Ende des Balsfjord war mit einer geschlossenen Eisdecke versehen. Nahe der Eiskante machten sich einige Eisfischer an ihren Löchern zu schaffen. Um die näher anzuschauen, fuhr ich ab. Es war mir jedoch nicht möglich auf die Eisfläche zu wechseln, dennoch fand ich das eine oder andere Motiv.

Inzwischen war ich auf der E10 in Richtung Lofoten unterwegs. Gegen 20 Uhr steuerte ich einen Parkplatz für die Nacht an. Als ich für meine Nudeln Wasser zapfen wollte, röchelte die Pumpe vergeblich, der Tank war leer und das, obwohl mir versichert wurde, dass alle Tanks geschlossen seien. Mit der Toilette war es dann wohl auch nichts. So ein Mist, man sollte eben alles selbst kontrollieren. Aber es gab ja noch Mineralwasser.

Erst am nächsten Morgen zückte ich die Kamera erneut. Am Tjeldsundet hatte der Regen die Senke vor einem Schuppen in eine Eisfläche verwandelt. In Verbindung mit dem Meer und der tief hängenden Bewölkung ergab sich ein geradezu surrealer Eindruck.

Nach Bewältigung einer Passstraße, für LKW nur mit Ketten befahrbar, gelangt man ins Sordalen. Die Lakselva war durch Regen und Schneeschmelze angeschwollen. Statt im üblichen Bachbett, floss das Wasser über Eisrinnen und verschwand von Zeit zu Zeit unter der Eisdecke. Vielerorts hatten sich Seen auf der Schneedecke gebildet.

Das Ende des Ingelsfjord war vollständig zugefroren. Durch den Tidenhub zerbrach die Eisdecke am Strand in große Schollen. Das Regenwasser, das auf der geschlossenen Eisfläche stand, zauberte ein sauberes Spiegelbild der steilen Bergflanken.

Kurz darauf mündete ein munterer Bachlauf bei der Häusergruppe Myrland in den gleichnamigen Fjord.

Bei Vestpollen zeigte sich der Austnesfjorden von seiner besten Seite. Die Luftflotte der Möwen und die Flotte der Fischer lagen sich vor großartiger Kulisse friedlich gegenüber.

Ich hatte mich bereits auf das Ende der heutigen Fahrt eingestellt, als der Flakstadpollen in phantastischer Beleuchtung vor mir lag. Da gab es kein Zögern. Kaum dass ich mich mit meinem Stativ in Position gebracht hatte, hielten auch schon weitere Fahrzeuge und in kürzester Zeit war ich von vier emsigen Restlichtjägern umringt, was das Fotografieren nicht gerade einfacher machte. Der einsetzende Regen und das schwindende Licht erzwangen dann den Rückzug.


12 Gedanken zu “Lofoten_1

  1. Du weißt ja: Reisen, die so anfangen, werden fantastisch! Die Bilder sind schon so. Dir alles Gute und immer ein bisschen Restlicht vor der Linse!

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    1. Hallo Roland,
      ich hoffe, dass du recht hast. Heute saß ich wegen der permanenten Orkanböen verbunden mit Schlagregen und Graupelschauer den ganzen Tag fest. Ganz schön spannend!
      Grüße! Horst

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  2. Hallo Horst, Von deinem etwas erschwerten Start habe ich schon gehört. Irgendwie erinnert mich das an einige eigene Erlebnisse. Reisen ist einfach immer ein Abenteuer.
    Für den weiteren Verlauf wünsche ich dir gutes Gelingen und atemberaubende Eindrücke.
    Viele Grüße Ursel

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  3. Irre……die Bilder sind super…..ein tolles Ergebnis deiner hindernisreichen Reise. Weiterhin gute Reise und tolle Motive wünscht dir Mandi

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  4. Das setzt schon ziemlich viel Erfahrung Geschick und positives Denken voraus, auf solche Widrigkeiten gelassen zu reagieren. Diese Situationen kenne ich auch, aber es sind dann letztlich diejenigen, an denen man sich Jahre danach noch mit Stolz erinnert! Phantastische Fotos einer surreal anmutenden Landschaft!
    Ich freu mich schon auf die Lofotenbilder. Mal sehen, ob ich etwas wieder erkennen kann. Ich war vor über 20 Jahren dort, allerdings im Juli.
    Also, alles Gute weiterhin! LG

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  5. Hallo Horst, danke für deinen Bericht. Wenn alles sofort klappen würde, wär’s ja langweilig und nichts für einen echten HIRNING! Die Bilder sind wieder ganz besonders! Durchhalten und Grüße aus Belsen, Traude und Wolfgang

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