Die Ästhetik des Gewöhnlichen

Die Serie zeigt einfach nur Heuballen.

Endlich mal wieder ein Motiv nach meinem Geschmack. Nein, nicht dass Motive, die mir gefallen rar wären, doch es geht mir wie vermutlich noch vielen anderen auch. Nicht selten drängen sich mir Motive auf, weil ich sie schon zigfach als Bilder anderer Fotografen gesehen habe. Gute Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen und nur darauf warten, auch noch von mir fotografiert zu werden.

Doch genau hier beginnt das Problem, denn so verliert man schnell die erforderliche Offenheit, um seiner Umgebung unbefangen begegnen zu können. Somit verschlechtert sich die Chance, sich den Wunsch aller Fotografen nach dem besonderen Bild zu erfüllen. Dabei scheint die Sache doch recht einfach: Fotografiert man das Besondere, so hat man das Bild das alle schon irgendwie haben. Befasst man sich mit dem Banalen, mit Körpern / Motiven, die in ihrer unaufgeregten Belanglosigkeit keine Aufmerksamkeit einfordern, so hat man die Chance, die Ästhetik zu entdecken, die jedem Körper eigen ist. Und damit haben wir dann, zumindest für uns selbst, das besondere Bild. Doch wenn das mal so einfach wäre, könnten wir uns vor besonderen Bildern nicht mehr retten.

Auf den Punkt gebracht: Nur mit der nötigen Offenheit entdecken wir die wirklich besonderen Motive, die noch nicht jeder in der Kiste hat. Dazu bedarf es manchmal einfach der Ruhe und ein bisschen Zeit, um die Umgebung auf sich wirken zu lassen.

Echte Zaunwinde

In Ergänzung zum Beitrag „Zur Diskussion gestellt“ hier noch einige Aufnahmen von der echten Zaunwinde. Die erst Serie zeigt, wie sich eine geringfügige Verlagerung des Standortes positiv auf die Bildgestaltung auswirken kann. Aus dieser Perspektive erfährt die Trichterblüte durch den Hintergrund eine optimale Rahmung. Die hellere Ausarbeitung lässt das Bild weniger dramatisch erscheinen. Zum Vergleich ist das Original aus dem letzten Beitrag angefügt

Der morgendliche Tau nach dem Regen am Abend unterstreicht die samtige Oberfläche der Blüte.

Die nachfolgenden Aufnahmen verdeutlichen den Charakter der Kletterpflanze.

Su Nuraxi

Fährt man von Cagliari durchs Inselinnere nach Norden, kommt man bei Barumini an Su Nuraxi, der bedeutendsten Nuraghe Sardiniens, nicht vorbei. Die Anlage ist nur mit Führung zu besuchen und das ist gut so, denn was man dort auf der Basis neuester Forschungsergebnisse zu hören bekommt, steht teilweise in krassem Widerspruch zu dem, was man in Reiseführern und sonstigen Quellen zu lesen bekommt.

Die in der Bronzezeit (1500 vor Chr.) errichtete, burgähnliche Nuraghe, bestand im Kern aus einem zentralen, alles überragenden Turm, der von vier Haupttürmen umgeben war. Diese waren untereinander verbunden, so dass eine massive, in sich geschlossene Anlage entstand, die leicht zu verteidigen war. Die bis zu 3 Meter dicken Wände bestanden aus behauenen Steinen, die ohne Mörtel aufeinandergesetzt wurden. Die größten Steine hatten eine Masse von bis zu 3,5 Tonnen. Wie es in der damaligen Zeit gelang, derartige Felsklötze zu bewegen und zu bearbeiten ist bislang ungeklärt. Rund 700 Jahre später wurde diese Burg um einen Mauerring mit sieben Nebentürmen erweitert. Ungefähr zur selben Zeit entstand außerhalb der Burg ein Dorf mit ca. 200 Steinhäusern.

Auf Sardinien lassen sich rund 8000 Nuraghen nachwiesen. Deshalb wird heute davon ausgegangen, dass diese Burgen nicht zum Schutz vor äußeren Feinden errichtet wurden, sondern dass sich die nuraghische Bevölkerung untereinander nicht grün war.

Auch hat sich inzwischen die Meinung durchgesetzt, dass die Nuraghe von Su Nuraxi nicht durch Eroberung zerstört wurde, sondern dass die Anlage verlassen wurde, weil sich im Verlauf von 2000 Jahren die Lebensumstände der Nuragher so verändert hatten, dass dies Anlage den neuen Bedingungen nicht mehr entsprach.

Haus mit Wasserheiligtum. Brunnenverehrung war bei den Nuraghern üblich.

Treppenaufgang auf den zentralen Hauptturm mit Blick in die fruchtbare Ebene aus der sich der Kegelberg mit der Ruine desCastello di Marmilla erhebt.