Doppelter Süden

Zum Vergrößern wie immer anklicken.

Manni hat zu seinem Projekt „Luftaufnahmen“ eingeladen. Mein Beitrag zielt auf den Kontrast, denn er besteht zum einen aus Aufnahmen vom herbstlichen Albtrauf (Süddeutschland), die in warmen Farbtönen gehalten sind.

Zum anderen zeigt mein Beitrag Luftaufnahmen aus der Südsee, in denen die Blautöne überwiegen.

Zweimal Süden = doppelter Süden!

Huahine

Dienstag 18. April

Nach dem Frühstück wurde es ernst. Letzte Erinnerungsfotos und dann gings von Bord. Wir sahen der Dream Patash noch lange nach.

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Vaitape, der Hauptort Bora Boras, ist ein verschlafenes Nest. Natürlich gibt es hier nichts, außer Tourismus. Doch nach unserem Eindruck konzentriert sich alles auf die Kreuzfahrtschiffe, die hier hunderte Touris gleichzeitig an Land setzen. Die Bands im Hafen und an der Hauptstraße beginnen mit ihrer lebensfrohen Musik, sobald eine größere Touristengruppe in Sichtweite kommt. Dazwischen ist selbst für die Ausflugsboote Siesta angesagt.

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Nachdem wir uns im Städtchen umgeschaut und uns mit Proviant eingedeckt hatten, nahmen wir das Wassertaxi zum Airport. Da der Airport auf einem Motu am Außenriff liegt, ist das Wassertaxi im Flugpreis enthalten. Beim Start saßen wir diesmal auf der richtigen Seite, so dass wir nochmals einige tolle Blicke auf Bora Bora erhaschen konnten.

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Bereits nach 25 Minuten landeten wir auf Huahine. Wir waren gespannt auf unsere Vermieter. Als Kontrast zu Strand und Meer, die wir ja nun schon häufig genossen hatten, hatten wir diesmal eine Unterkunft etwas weiter im Innern der Insel ausgesucht. Wir wollten wissen, wer auf die Idee kam, hier in den Tropen eine Jurte als Touristenunterkunft anzubieten.

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Eine junge, strahlende Frau empfing uns am Flugplatz und führte uns zu einem alten Lada. Auf dem Beifahrersitz wartete ein junger Mann, der nicht so richtig zu der Frau passen wollte. Das völlig heruntergekommene und verdreckte Fahrzeug bewegte sich tatsächlich. Wir stellten uns schon auf das Schlimmste ein und waren umso überraschter, als wir nach einer viertel Stunde gemächlicher Fahrt auf ein gepflegtes Grundstück einbogen. Auf der Dachterrasse eines soliden Hauses stand tatsächlich eine Jurte. Der Rest der oberen Etage war großzügig mit einer Essküche und einem riesigen Bad ausgestattet. Alles für uns. In der Jurte war es angenehm kühl und wir hatten im wahrsten Sinne des Wortes Platz zum Liegen.

Stitch, der Mann, der dies alles gebaut und angelegt hatte, war eine schmächtige, fast ausgezehrte Erscheinung. Wir schätzten sein Alter auf 55 bis 60 Jahre. Wir konnten es kaum fassen, als wir erfuhren, dass Juliet, die noch keine 30 Jahre alt war, vor zwei Jahren mit ihrer Freundin hier vorbei kam und blieb. Sie war seitdem nicht mehr zu Hause.

Zum Abendessen wurden wir bekocht. Stitch erläuterte uns nebenbei seine Lebensphilosophie in der es nicht viel Raum für andere Ansichten gab. Er entlarvte sich als Narzist, der sich in der Rolle des alleinigen Weltverstehers gefiel und es wurde deutlich, dass die Beziehung zwischen den beiden inzwischen Risse bekommen hatte. Gott sei Dank!

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Am anderen Morgen brachte uns Juliet zur Autovermietung. Wir hatten tags zuvor ein Fahrzeug bestellt, mit dem wir die Insel erkunden wollten. Als wir uns verabschiedeten, konnte ich nicht anders, ich bat sie eindringlich nach Hause zu gehen. Sie wusste, dass die Zeit dafür gekommen war. Hoffentlich schafft sie den Absprung!

Huahine ist mit dem Auto in 5 Stunden zu besichtigen. Die asphaltierte Straße, welche die gesamte Insel umschließt, ist in hervorragendem Zustand. Nur innerhalb Fares, dem Hauptort der Insel, lässt der Straßenzustand zu wünschen übrig. Die kleine Insel Huahine, die im Schatten der großen Tourismusströme ihre Authentizität bewahrt hat, hat einiges zu bieten: Vanilliefarmen,

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heilige Versammlungs- und Kultstätten der Maori (Maraes),

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eine Perlfarm,

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die 400 Jahre alten steinernen Fischreusen, die noch heute genutzt werden

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und nicht zu vergessen, die herrliche Landschaft.

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Der größte Teil der Bevölkerung versorgt sich selbst. Der Verkauf von Obst, Eiern, etc. ist ein willkommener Zuverdienst, um sich notwendige Alltagsprodukte leisten zu können.

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Nach wie vor sind einfache Auslegerkanus zum Fischfang im Gebrauch.

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Um 18:15 Uhr ging unsere Maschine über Raiatea zurück nach Papeete. Obwohl das Tahiti Airport Motel in Sichtweite des Airports liegt, konnten wir den direkten Weg bei Nacht nicht finden. So kamen wir am Ende ziemlich durchschwitzt in unserer letzten Unterkunft an.

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Ostermontag, 17. April

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Das heutige Programm begann bereits vor dem Frühstück. In der Nähe unseres Ankerplatzes waren Mantas das ganze Jahr über stationär. Um sie zu schützen, wurde die tägliche Zahl der Taucher und Schnorchler begrenzt. Dazu bekamen die Boot nach Anmeldung ein festes Zeitfenster zugeteilt. Wir hatten an diesem Tag das Zeitfenster zwischen 6 und 8 Uhr. Oliver hatte die Tiere in einem Kanal zwischen zwei Riffen gesichtet. Die Strömung war hier so stark, dass man nur im Kehrwasser hinter den Korallenstöcken gegen sie ankam. Fünf gewaltige Mantas schwammen in aller Ruhe unter uns. Die verhaltene Bewegung ihrer Flügel reichte aus, um in elegantem Formationsflug gegen die Strömung anzukommen. Jedes der Tiere hatte eine Spannweite von mindestens 3 m. Von vorne betrachtet fand ich die Mantas besonders beeindruckend. Die riesigen Schaufeln vor dem weit aufgesperrten, überdimensionalen Schlund erweckten den Eindruck, als bestünde das ganze Tier nur aus einem Rachen.

Auch einen gewaltigen, ca. 1,5 m langen Baracuda suchten wir in seinem Revier auf. Obwohl er sich keinen Happen entgehen lies, war er doch sehr vorsichtig. Er prüfte jedes Stück mehrfach, bevor er zuschnappte. Wegen der starken Strömung schafften es nur die guten Schnorchler zurück zur Jacht. Einige mussten mit dem Beiboot eingesammelt werden. Wegen der schwierigen Verhältnisse brachen wir diese Aktion vorzeitig ab.

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Beim nächsten Schnorchelspot hatten wir mehr Glück. In der Nähe des Außenriffs gab es einen ausgedehnten Korallengarten, der noch einmal das volle Programm bunter Fische bot.

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Zum Mittagessen waren wir gleich nebenan auf einem Motu zu Gast. Auf Platten, die aus Palmwedeln kunstvoll geflochtenen waren, wurde uns ein landesübliches Essen serviert.

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Wir blieben noch einige Zeit auf dem Motu, denn hier gab es viel zu entdecken. Die Frauen retardierten zu Sammlerinnen, suchten Muscheln am Strand, fanden kleine Hundewelpen entzückend

oder knackten ihre erste Kokosnuss.

Auf Nachfrage durften wir ein Auslegerkanu testen und hatten damit großen Spaß. Die extrem leichten und schlanken Boote sind dafür konstruiert, um mit hoher Geschwindigkeit geradeaus zu fahren. Mit Richtungsänderungen hat man aber seine Schwierigkeiten. Auch die Stabilität ist trügerisch. Zum Ausleger hin ist das Boot natürlich extrem stabil. Da der Ausleger jedoch kaum Gewicht hat, kippt das Boot zur anderen Seite schnell weg.

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Mit einem Volleyballspiel schlossen wir den Besuch auf dem Motu ab.

Nach dem Kaffee setzten wir Segel in Richtung Vaitape, um für die Nacht zu ankern. Für die schweizer Mädels und uns war es der letzte Abend an Bord. Wehmut machte sich breit, denn wir waren in wenigen Tagen zu einer tollen Gruppe zusammengewachsen.

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Ostersonntag, 16. April

Der Morgen empfing uns mit einem Regenbogen. Nach dem Frühstück wurden die Fische zum ersten Mal gefüttert, mit Obstabfällen. Den Schiffshaltern schien dies zu schmecken.

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Für die Überfahrt nach Bora Bora waren starker Gegenwind und ordentliche Wellen angekündigt. Doch bis zur Passage durchs Außenriff konnten wir noch die Ruhe in der Lagune genießen.

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Noch bevor wir das Außenriff erreicht hatten, nahm der Seegang spürbar zu. Vorsorglich hatte ich mir eine Reisetablette eingeworfen. Trotzdem ging es mir nach eineinhalb Stunden nicht anders als einigen Anderen. Zum zweiten Mal fütterten wir heute die Fische und zwar abwechselnd.

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Alle waren froh, als wir endlich in die Lagune von Bora Bora einfuhren. An einer flachen Stelle setzten wir den Anker. Das unglaubliche Blau der Lagune begeisterte uns vom ersten Moment an.

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Unmittelbar vor dem Mittagessen kam Oliver mit dem Dingi von einer Erkundungsfahrt zurück. Er hatte einen Manta gesichtet. Wer wollte, sollte rasch seine Schnorchelausrüstung schnappen und ins Boot springen. Es war wirklich ein gewaltiges Tier, das in ca. 4 m Tiefe seelenruhig um einen Korallenstock segelte, um das Plankton abzufischen.

Am Nachmittag ging es dann zum dritten Mal zum Fische füttern, diesmal jedoch programmgemäß. Genau genommen wollten wir Rochen füttern, die rohen Fisch gerne auch aus der Hand fressen. Also rein ins Beiboot. Bald waren die Rochen im flachen Wasser ausgemacht. Wer wollte, sprang ins Wasser während Oliver die Tiere anfütterte.

In kürzester Zeit waren um die zehn Rochen zwischen, um und an uns. Recht aufdringlich suchten sie bei jedem nach Futter. Oft waren es drei oder vier Tiere gleichzeitig, die sich derselben Person von allen Seiten näherten und sich gierig übereinander schoben. Ich musste sehr darauf achten, dass meine Kamera trocken blieb. Ganz aufdringliche Tiere konnte man vorsichtig an der „Nasenspitze“ fassen und zur Seite schieben. Das fühlte sich dann an, als hätte man den Schirm eines Butterpilzes in der Hand. Nachdem der Fischvorrat aufgebraucht war, war der Spuk rasch vorbei und es ging zurück zur Jacht.

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Vorbei an zahlreichen Hotelanlagen, die oft geradlinig ausgerichtet wie Kasernen  im Wasser standen, suchten wir den Weg zum Ankerplatz für die Nacht. Dabei bekamen wir wieder „Begleitschutz“ von der „Dorfjugend“. Die jungen Männer schienen jede Gelegenheit zu nutzen, um im Sog des Heckwassers mit hoher Geschwindigkeit weite Strecken zurückzulegen. Ein nettes Spiel und gutes Training.

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