Mora, das Herz Schwedens

Als wir Mora am Nachmittag erreichten, landeten wir eher per Zufall, als durch Planung, auf dem abgefahrensten Campground unserer gesamten Reise. Nur mit der nötigsten Infrastruktur ausgestattet reichte der Platz am Seeufer gerade für eine Hand voll Wohnmobile und einige Zelte. Der Unkostenbeitrag für die Nacht betrug 10 € – inklusive Feuerholz. Diese waren in einem bereitgelegten Umschlag in einen Briefkasten zu stecken. Die Aussicht auf den See war fantastisch und dazu herrschte absolute Ruhe. Wer einfache Plätze in landschaftlich toller Lage mag, für den ist der Kulara Camping auf der Insel Sollerön ein absoluter Geheimtipp.

Damit ist auch schon ein Punkt geklärt, weshalb Mora nicht nur im Herzen Schwedens, sondern auch den Schweden am Herzen liegt.

Mora liegt in der zentralen Provinz Dalarna, die wegen ihrer lieblichen Landschaft und ihrem milden Klima eine bevorzugte und traditionelle Ferienregion der Schweden ist. Mora selbst hat eine außergewöhnliche Lage. Die Kleinstadt liegt auf der Landbrücke zwischen zwei Seen, dem Orsasjön im Norden und dem Siljansee im Süden. Genau hier mündet auch der Österdalälven in den Siljansee.

Mora ist bekannt für seine Brauchtumspflege und hat sich so zum Zentrum für traditionelle Feste, Volkstanz- und Trachtenfeste entwickelt. Dazuhin ist Mora eine Hochburg für Kunsthandwerk. Von hier stammen unter anderem die roten Dalarna-Pferdchen. Unten das zugehörige Denkmal an der Strandpromenade.

Mora kann als Geburtsort der nationalen Identität Schwedens betrachtet werden. Als Gustav Vasa im Jahre 1521, die Bürger Moras und Dalarnas gegen den dänischen König Christian II. in Stockholm aufzubringen versuchte, zeigten sie ihm die kalte Schulter. Nachdem Gustav auf Skiern davon eilte, besannen sich die Bürger Moras eines Besseren und schickten ihm zwei der besten Skiläufer hinterher, um ihm diese Nachricht zu überbringen. Die holten ihn schließlich im 90 km entfernten Sälen ein. Der Niedergang der dänischen Herrschaft nahm seinen Lauf und Gustav Vasa wurde schwedischer König.

Seit 1922 wird jährlich an dieses Ereignis mit dem Vasalauf erinnert. Mit ca. 20000 Skilangläufern im Hauptlauf handelt es sich um den größten Skilanglauf in ganz Skandinavien. Insgesamt tummeln sich in der Festwoche rund 50000 Besucher in den Loipen. Gestartet wird in Sälen, Zieleinlauf ist in Mora. Der bisherige Streckenrekord liegt bei 3 Stunden und 38 Minuten. Am Zieleinlauf in Mora steht diese Skulptur eines Wasalauf-Teilnehmers von Per Nilsson-Öst.

Auf dem Sockel der Statue findet sich die Inschrift: “In der Spur der Väter – für die Siege der Zukunft”. In Deutschland wäre ein derartiger Slogan völlig undenkbar. In Schweden hingegen hat man mit solchen Sprüchen offensichtlich kein Problem, sie werden sogar gepflegt. So steht überm Zieltor derselbe Spruch und auf Kinderspielplätzen finden sich Miniaturausgaben des Zieltors, so dass die Kleinsten gleich richtig geeicht werden.

Selbstverständlich wird den ganzen Sommer hindurch auf dieses Ereignis hin trainiert.

Doch Mora ist auch ein ganz normales Touristenzentrum mit Einkaufsmeile und Uferpromenade.


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