Pausa – 100 Jahre – Bauhaus

Mit der ehemaligen Textildruckerei Pausa verfügt die Stadt Mössingen nicht nur über eine Industriebrache, sondern vielmehr über ein kulturelles Kleinod. In diesem Jahr kann die Stadt mit einem Doppeljubiläum aufwarten, denn mit der Pausa kam vor 100 Jahren auch das Bauhaus nach Mössingen (Veranstaltungskalender).

1919 übernahm die jüdische Familie Löwenstein die Mössinger Textilweberei. Sie brachte den Firmennamen Pausa (Herkunftsort) mit und stellte Zug um Zug auf Textildruck um. Bereits in den 20er-Jahren holten die Löwensteins Absolventen des Bauhauses in die Provinz nach Mössingen, um Drucke für die ganze Welt zu entwerfen. Während des 3. Reiches spielte sich das übliche Drama ab: Zwangsverkauf der Pausa und Emigration der Firmenbesitzer in die USA. Heute ist man bemüht, mit den Nachfahren der Firmengründer einen guten Kontakt zu pflegen und die Geschichte aufzuarbeiten.

Zu Beginn der 50er-Jahre beauftragte der künstlerische Leiter der Pausa, Willy Häussler, den Bauhaus-Architekten Manfred Lehmbruck mit der Erweiterung der Firma. Zwischen 1951 und 1960 entstanden so die baulichen Voraussetzungen, um mit namhaften Künstlern Stoffdrucke zu entwerfen und zu fertigen, die weltweit begehrt waren. Für die Pausa entwarfen u. a.: Willi Baumeister, HAP Grieshaber, Anton Stankowski und Andreas Felger. Dennoch kam 2001 die Insolvenz. 2006 übernahm dann die Stadt Mössingen das Industriedenkmal, die Aufarbeitung konnte beginnen.

 

IMG_9787

Während hinter dem Fenster jemand die nötige Entspannung sucht, zeigt das Spiegelbild Gebäudeteile der Pausa, die der Architekt Manfred Lehmbruck im Bauhausstil errichtet hat.

Im Verwaltungsgebäude überrascht das blaue Treppenhaus mit gelbem Handlauf.

IMG_9791-Bearbeitet

Durch die völlig verdreckten Fenster sucht sich der Blick einen Weg über den Hof hinüber zum alten Kesselhaus.

IMG_9793-Bearbeitet-4

IMG_9796-Bearbeitet-3

Im Verwaltungsgebäude unterstreichen die langen Flure die Leere des Gebäudes.

IMG_9797-Bearbeitet-2

Völlig verstaubte Fußböden ermöglichen eine optimale Spurensicherung.

IMG_9804-Bearbeitet

Und originelle Installationen bringen Farbtupfer in die ansonsten farblose Umgebung.

IMG_9806-2

IMG_9812


9 Gedanken zu “Pausa – 100 Jahre – Bauhaus

    1. Herzlichen Dank! Wenn man sich nicht darauf beschränken möchte, die Gebäude abzulichten, wie es bereits hunderte zuvor gemacht haben, muss man sich auf die Suche nach Details machen und davon gibt es jede Menge.

      Gefällt 1 Person

    1. Diese Einschätzung freut mich natürlich. Mich hat diese Situation an die Aktion eines mir unbekannten Künstlers in den 80er-Jahren erinnert. Dieser hatte bei einem großen Empfang die Fußspuren der Gäste auf einem riesigen Leintuch festgehalten und später einzelne Stofffetzen gewinnbringend verkauft. Das mit dem gewinnbringenden Verkauf entfällt bei mir natürlich! 😉

      Like

Hinterlasse einen Kommentar