Springburn

Als wir am Montag, dem 06. März, in den Catlins unterwegs waren, fiel uns auf, dass es sowohl geschorene wie ungeschorene Schafherden gab. Offensichtlich war es gerade Zeit für die Schur der Sommerwolle. Als wir vor einer Stallung eine größere Ansammlung von Schafen sahen, hielten wir deshalb an und fragte nach, ob heute geschoren würde. Wir wurden sofort herzlich begrüßt. Man erklärte uns das Programm der nächsten Stunden und ja, natürlich könnte ich fotografieren.

Die Mc Callums betreiben ihre Farm in der dritten Generation. Mit 1500 Schafen und hundert Rindern handelt es sich eher um ein kleineres Anwesen, das sie als Ehepaar umtreiben. Heute stand das Aussortieren schlachtreifer Lämmer und Rinder an. Hierzu war ein Stockpicker auf die Farm gekommen, der für die Auslese der Tiere in der Region verantwortlich ist.

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In aller Ruhe aber mit dem erforderlichen Nachdruck, wo nötig, wurden die Schafe zuerst in ein Gatter getrieben, um sie dann in kleinere Gruppen aufzuteilen. Schließlich gelangten die Lämmer in eine schmale Gasse. Dort wartete der Stockpicker, griff den Tieren in die Hüfte, um mit geübter Hand den Fleischbesatz zu ertasten und markierte dann die schlachtreifen Tiere mit einem lila Strich.

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Mc Callum bediente das Gatter. Alle mit lila Strich durften geradewegs in einen weiteren Pferch. Für die Lämmer ohne Strich öffnete sich das Gatter und die Tiere konnten seitlich entweichen. Ob man das als Strafrunde bezeichnen kann, sei dahingestellt, jedenfalls mussten diese Lämmer noch etwas Fleisch auf die Hüften bringen.

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Während der ganzen Prozedur erfuhr ich sehr viel über den Markt von Lammfleisch, den Export nach China, Europa und die USA sowie über die damit verbundenen Probleme. Auch der schwierige Markt in Neuseeland wurde angesprochen. Ein Grund, weshalb immer mehr Farmen auf Rinderzucht umstellen.

Danach waren die Rinder dran. Ein knappes Dutzend Tiere wurde zum Wiegen abgesondert. Das Gewicht wurde sorgfältig protokolliert. Schließlich kamen Tiere auf eine nahegelegene Weide, um deren Abtransport zu erleichtern.

 

Nun war erst einmal Pause angesagt. Wir wurden zum Vesper eingeladen. Dabei wurde viel geredet, über Politik, Arbeitslosigkeit und die Kinder. Da das Wetter zu nass war, um Schafe zu scheren, bekamen wir nach dem Vesper noch eine Sondershow geliefert.

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Zuerst wurden uns die unterschiedlichen Wollqualitäten erklärt und dann ging es zur Sache. Bei Schafen, die zur Schlachtung für den Export bestimmt sind, muss am Hinterteil die verunreinigte Wolle entfernt werden. Dies wurde uns an zwei Tieren demonstriert, damit wir wenigstens eine leise Ahnung von der Schafschur bekamen.

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Zuerst wurden die Tiere mit einem Keks beruhigt und dann wurde es ernst.

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Als Rose nachfragte, ob auch Frauen Schafe scheren würden, bekam sie zur Antwort, dass dies ein Heiratskriterium sei. Eine Frau, die Schafe scheren kann, mit der ließen sich auch Ehekrisen meistern.

Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung setzten wir unsere Reise zufrieden fort.


4 Gedanken zu “Springburn

  1. Es ist immer spannend, Euch auf Eurer Reise zu folgen. Die Berichte, Begebenheiten und Fotos lassen mich an Eurer Tour teilhaben. Danke!
    Weiterhin viele schöne Erlebnisse und gute Fahrt. Hier wird es langsam Frühling.
    Liebe Grüße Ursel

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  2. Liebe Rose, lieber Horst, gerade habe ich einen “Kommentar” abgegeben. Aber ich bin nicht überzeugt, ob ich das richtig gemacht habe. Deshalb nochmal in dieser Form:

    Danke für Eure spannenden Berichte, die Reisebeschreibungen und Fotos. So kann ich Eure Route verfolgen und sehen, wo Ihr seid. Bei uns kommt jetzt der Frühling, Krokusse und Schneeglöckchen leuchten heute in der Sonne.

    Weiterhin alles Gute und viele Grüße Ursel

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  3. Ihr Lieben,
    wie beruhigend, dass meine Schwiegertochter auch Schafe scheren kann! Wieder einmal ein sehr schöner und informativer Bericht! In Gedanken reise ich oft mit euch!
    Herzlichst Erika

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